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Pinguicula
tejedensis
Crespo, Martínez-Azorín, Alonso &
Sáez (2020)
In
der
Vergangenheit wurden die Fettkrautsippen, die in den
Höhenlagen oberhalb 1000 m in der Sierra de Tejeda und
der Sierra de Almijara in der südspanischen Provinz
Granada vorkommen, als zu P. dertosensis
zugehörig angesehen. In 2020 beschrieb dann der
spanische Botaniker Manuel Crepso zusammen mit weiteren
Wissenschaftlern diese Sippen als eigenständige Art
unter dem Namen Pinguicula tejedensis. Der Name
der Art bezieht sich auf das Vorkommen der Art in der
Sierra de Tejeda.
Die Pflanzen wachsen fast ausschließlich an dauerhaft
feuchten oder wasserüberrieselten vertikalen
Marmor- oder Dolomitkalkwänden, die alle nach
Norden ausgerichtet sind. Seltener kommen Pflanzen
auch an feuchten Stellen auf Kalkfelsen oder in Kalksand
entlang von Bächen vor. Bisher wurden Populationen
dieser Art zwischen 1000 und 1800
m ü. M. gefunden.
Obwohl die Art morphologisch P. dertosensis sehr
nahe steht, so kamen Crespo und Kollegen in ihren
molekulargenetischen Untersuchungen zu dem Schluß, dass
P. tejedensis am nächsten mit P. mundi
verwandt ist und keine sehr nahen
Verwandtschaftsverhältnisse zu P. dertosensis
aufweist.
P.
tejedensis überdauert
die
kalten Wintermonate in Form eines Hibernaculums. Obwohl
P. tejedensis im Süden Spaniens in einem Gebirge
nahe des Mittelmeers vorkommt, gibt es in den Höhenlagen
des Gebirges durchaus Schnee und Frost. Erst im
März/April treiben die ersten karnivoren Blätter aus.
Laut den Autoren ist die Art subheterophyll, da sich die
"Frühjahrsblätter" (zum Zeitpunkt der Blüte) von den
"Sommerblättern" nur in der Größe unterscheiden
(demzufolge würde die Art anisophylle karnivore Blätter
aufweisen). Die Blattrosetten bestehen aus 4 bis 10
karnivoren Blättern, die meist flach auf dem Substrat
anliegen. Die Blätter der Frühjahrsrosette sind
elliptisch bis verkehrt-eirund, bis zu 2,5 cm breit
und 3 bis 5 cm lang, mit leicht nach oben gebogenem
Blattrand. Die Blätter der Sommerrosette sind länglich
elliptisch bis verkehrt-eirund und mit 4 bis 9 cm etwas
länger. Beide Blattformen sind auf der Blattoberseite
dicht mit sitzenden und gestielten Drüsenhaaren
besetzt.
Die
Blühperiode
von P. tejedensis erstreckt
sich von Anfang Mai bis Ende Juni, vereinzelt auch noch
in den Juli hinein. Dabei können 1 bis 8, selten bis zu
10 Blüten pro Pflanze ausgebildet werden, wobei der
Blütenstiel eine Länge von 5 bis 10 cm erreicht und
insbesondere zur Blüte hin dicht mit Drüsenhaaen besetzt
sind. Die Blütenkrone ist zweilippig, wobei die beiden
Kronblätter der Oberlippe 6-7 mm lang und 4-5 mm breit
sind. Die Form der Kronblätter ist leicht
keilförmig und diese überlappen sich selten. Die
Kronblätter der Unterlippe sind deutlich größer, wobei
der Mittellappen mit 9-10 mm Länge und 8 bis 10 mm
Breite am größten ist. Die Kronblätter der Unterlippe
können keilförmig, breit verkehrt-eiförmig bis fast
rundlich sein. Die Ober- und Unterlippe bildet einen
Winkel zwischen 90 und 120 Grad aus. Während die Farbe
der Kronblätter der Oberlippe immer blaßviolett ist,
variiert die Farbe der Kronblätter der Unterlippe von
fast weiß bis blaßviolett mit violettem Rand, wobei die
Basis der beiden seitlichen Kornblätter eine
dunkelviolett Farbe aufweist. Auf der Oberseite sind die
Kronblätter der Unterlippe dicht mit weißen Härchen
besetzt und die Härchendichte nimmt zum
Kronröhreneingang hin zu. Die Kronröhre ist
trichterförmig und abgeflacht, die Farbe der Außenseite
der Kronröhre ist zuerst dunkeviolett mit
dunkelvioletten Adern und geht dann unregelmäßig ins
Weiße über. An die Kronröhre schließt sich der 9 bis 14
mm lange gerade Sporn an, der hellgrün gefärbt ist. Die
Spornspitze ist rundlich oder leicht eingekerbt. Die
4,5-6 mm lange und bis zu 4,5 mm breite Samenkapsel ist
rundlich mit Tendenz zum verkehrt-eiförmigen.
Bei
der
Kultur von P. tejedensis ist darauf zu achten,
dass die Art kühl überwintert wird, daher ist die Kultur
in einem Kalthaus oder im Freien zu bevorzugen. Die
Pflanzen vertragen prinzipiell auch leichtere Fröste,
allerdings ist ein Überwintern der Pflanzen bei
Temperaturen zwischen 3 und 5° C problemlos möglich. Im
Winter sollten zu starke Schwankungen zwischen Tag- und
Nachttemperaturen vermieden werden, damit die Pflanzen
nicht austreiben. Über Winter ist das Substrat nur wenig
feucht zu halten, damit das Hibernaculum nicht anfängt
zu faulen. Ein luftdurchläßiges Substrat ist zu
bevorzugen, wobei sich die Art aber auch in einem
organischen Substrat kultivieren läßt, allerdings ist in
organischem Substrat die Gefahr von Fäulnis höher, da
das Substrat die Feuchtigkeit länger hält. Auch
wenn P. tejedensis auf Kalkfelsen vorkommt, ist
für die Kultur ein kalkhaltiges Substrat nicht unbedingt
notwendig.
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