P. agnata

Oliver Gluchs
Welt der Fleischfressenden Pflanzen
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"Was Sie schon immer einmal über Fettkraut wissen wollten"

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P. filifolia
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Pinguicula nahuelbutensis Gluch (2017)





In der Vergangenheit wurden die Fettkrautsippen, die in den Höhenlagen der Cordillera de Nahuelbuta (einem isolierten Küstengebirge in Chile südlich der Stadt Concepción) auf etwa 1150-1250 m ü. M. vorkommen, immer für P. chilensis gehalten. Aufgrund abweichender morphologischer Merkmale und dem von P. chilensis (die Populationen aus den Anden sind jetzt als P. australandina beschrieben) sehr unterschiedlichen Habitat, habe ich die Sippen 2017 als eigenständige Art unter der Bezeichnung Pinguicula nahuelbutensis beschrieben (Revision of Pinguicula (Lentibulariaceae) in Chile and Argentina. Carnivorous Plant Newsletter, 46 (4), 121-131). Der Name der Art bezieht auf das Nahuelbuta-Gebirge, in dem die Art endemisch zu sein scheint.

Die Art wächst in organischem Substrat entweder an schattigen, feuchten Stellen oberhalb von austretendem Quellwasser in waldigen Gebieten (dominiert durch die Südbuchenarten Nothofagus dombeyi und Nothofagus pumilio) oder im Randbereich eines sumpfigen Plateaus an nassen bzw. nur leicht feuchten Stellen am Rand von kleinen Bächen umgeben von Araucaria auracana. Bedingt durch die Nähe zum Pazifischen Ozean liegen die Jahresniederschläge im Bereich von 1300 bis 1500 mm. In den dortigen Wintermonaten (Juni  bis August) liegt des öfteren bis zu 1 m Schnee und die Temperaturen fallen dann oft unter den Gefrierpunkt. Da die Pflanzen keine Hibernakeln ausbilden, überleben die Pflanzen die kalten Wintermonate  mit der normalen Blattrosette. Allerdings ist im Winter und Frühjahr die Blattrosette kleiner und kompakter als im Sommer. Im Sommer steigen die Temperaturen bedingt durch die kühlen Winde des Pazifischen Ozeans selten über 20 °C.



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P. nahuelbutensis gehört zum tropisch-homophyllen Wuchstyp. Dies bedeutet, dass die Pflanzen das ganze Jahr nur eine Blattform ausbilden, wobei die Rosetten im Sommer etws größer sind als im Winter. Die Blattrosette besteht aus 5 bis 8 eiförmig bis verkehrt-eiförmigen Blättern, die sich an der Blattbasis verjüngen. Die bis zu 2,2 cm (selten 3 cm) langen und bis zu 1,2 cm breiten Blätter weisen in den beiden oberen Dritteln des Blattes einen nach oben gebogenen Blattrand auf, das Blattende läuft stumpf bis spitz zu. In den Wintermonaten und im Frühjahr sind die Blattränder stärker nach oben gebogen. Die Blattfarbe variiert zwischen grün, gelblich und rotbraun, abhängig von der Sonneneinstrahlung. Die Mittelrippe der Blätter ist auf der Oberseite oft bräunlich bis fast schwarz gefärbt und auf der Ober- wie auf der Unterseite kann man oft eine rotbraune Aderung finden. Die Oberseite der Blätter ist dicht mit sitzenden und gestielten Drüsenhaaren bedeckt, wobei die schmalere Blattbasis auf der die Oberseite nur mit weißen Härchen ohne Drüsenhaare besetzt ist.


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Am Naturstandort blüht P. nahuelbutensis im dortigen Sommer von Dezember bis Anfang Februar. Es werden 2 bis 4 Blütenstiele (selten 5) ausgebildet. Eine Besonderheit der Art ist der sehr kurze Blütenstiel, der nur 0,5 bis 1 cm lang wird (nur selten länger) und sich auch während der Samenreife kaum in der Länge verändert. Die grün oder grünbraunen Blütenstiele sind dicht mit gestielten Drüsenhaaren besetzt. Der Blütenkelch ist zweilippig, grün oder rötlich-braun gefärbt, die Kelchblätter sind meist komplett geteilt oder nur leicht an der Basis miteinander verwachsen. Die Kronblätter der Blüte variieren zwischen gleich großen Kronblättern und etwas größerer Unterlippe im Vergleich zur Oberlippe. Während die keilförmig bis verkehrt-eirunden Petalen der Oberlippe 3 bis 5 mm lang werden können, sind die Petalen der Unterlippe 3-6 cm lang. Das Ende der Kronblätter ist bis zu 1 mm eingekerbt. An der Basis auf der Oberseite des Mittellappens der Unterlippe befindet sich ein zweihöckriger, gelb gefärbter Gaumen, der spärlich mit gelben Härchen besetzt ist. Hinter dem Gaumen befinden sich 3 Reihen von weißen bis gelblichen Härchen, die sich in die Krönröhre fortsetzen. Auch an den Innenseiten der Kronröhrenwände befinden sich weiße Härchen. Die Kronröhre ist konisch bis trichterförmig, an der Bauchseite etwas eingedrückt, weiß-gelblich bis blaßviolett gefärbt und wird 3 bis 5 mm lang. Die Kronröhre ist mit mehr oder weniger intensiv gefärbten violetten, parallel verlaufenden Adern durchzogen, die sich auch im Sporn fortsetzen. Auch an der Blattbasis der Kelchblätter sind oft auf der Ober- wie auf der Unterseite violette Adern vorhanden. Der gelb bis gelbgrüne, leicht konisch zulaufende Sporn wird 1 bis 2,5 mm lang und ist am Ende abgerundet oder leicht spitz zulaufend. Wie auch von P. antarctica bekannt, bilden die Pflanzen manchmal Stolonen aus, an deren Spitze sich Jungflanzen bilden. Die Pflanzen entfernen sich dann durch das Wachstum des Stolons von der Mutterpflanze, bilden dann Wurzeln und trennen sich schließlich von der Mutterpflanze. 


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Die Kultur von P. nahuelbutensis ist während der Sommermonate recht unkompliziert. Während der Wintermonate neigen die Pflanzen bei kühlen und feuchten Bedingungen oft zu Botrytisbefall, insbesondere bei wenig Luftzirkulation. Sehr gute Kulturergebnisse ergaben Bedingungen mit feuchtem Substrat und häufigem Benebeln (z.B. mit Ultraschallvernebler). Unter diesen Bedingungen trat eher selten Pilzbefall auf. Im Sommer sollte man Temperaturen >30 °C vermeiden, leichten Frost vertragen die Pflanzen im Winter ohne Probleme, die Kultur bei 5-10 °C ist aber ebenso problemlos möglich. Beim Substrat sollte man eher ein luftdurchlässiges Substrat bevorzugen, allerdings lassen sich die Pflanzen in reinem Torf auch gut kultivieren. Dabei sollte man aber unbedingt auf gute Luftzirkulation achten.