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Pinguicula
mundi Blanca, Jamilena, Ruíz-Rejón et
Zamora (1996)
Im
Jahre
1996 wurde von den spanischen Botanikern Gabriel Blanca
und Kollegen eine neue Fettkrautart aus der Provinz
Albacete in der Sierra del Calar del Mundo beschrieben,
die von den damals bekannten Fetkrautarten aus Spanien
abwich. Benannt wurde die Art P. mundi nach dem
Mundo-Fluß, an dessen Quelle (besser gesagt aus einer
Kalksteinhöhle über einen Wasserfall ins Freie tretend)
die Sippe gefunden wurde. Die Pflanzen wachsen dort an
senkrechten Kalksteinfelsen auf etwa 1050 bis 1200 m
ü.M. Bei einem weiteren Standort aus der Serranía de
Cuenca, der für P. mundi erwähnt wird, handelt
es sich wahrscheinlich eher um P. dertosensis.


P.
mundi gehört zum temperiert-anisophilen Wuchstyp.
Neben den Blättern des Hibernaculums (mit dem die
Pflanze die kalten Wintermonate übersteht), bildet die
Art im Frühjahr zuerst eine generative Blattrosette, die
dann von einer vegetativen Blattrosette mit deutlich
längeren Blättern abgelöst wird.
Anfang April treiben aus der Winterknospe die ersten
neuen Blätter aus. Die Blätter dieser generativen
Blattrosette sind länglich-verkehrt-eirund, etwa 4 bis
6 cm lang und 1,5 bis 2,5 cm breit mit leicht
zulaufender Spitze. Der Blattrand ist deutlich nach
oben gerollt. Dieser Blatttyp ähnelt sehr dem von P.
grandiflora. Die Blätter der vegetativen Rosette
sind eher elliptisch in ihrer Form, 6 bis 11 cm lang
und 1,5 bis 3 cm breit. Der Blattrand ist nicht nach
oben gerollt, dafür ist der Blattrand oft gewellt. Die
von den Autoren erwähnte Stolonenbildung konnte ich
bisher weder am Naturstandort noch in Kultur
bestätigen.
 
P.
mundi blüht von Mai bis Juni, vereinzelt kann man
auch Anfang Juli noch blühende Pflanzen finden. Dabei
bilden die Pflanzen 1 bis 6 Blüten aus, manchmal können
es sogar 10 Blüten pro Pflanze sein. Die Blütenstiele
können bis zu 15 cm lang werden. Die Blütenkorolle ist
deutlich in Ober- und Unterlippe unterteilt. Die beiden
Kronblätter der Oberlippe sind fast rund bis
verkehrt-eirund und 0,6 bis 0,8 cm lang. Die 3
Kronblätter der Unterlippe haben eine eher
verkehrt-lanzettliche bis verkehrt-eirunde Form und sind
länger (1 bis 1,4 cm) als breit und im unteren Drittel
miteinander verwachsen. Während die gesamten Kronblätter
der Oberlippe violett gefärbt sind, sind die Petalen der
Unterlippe nur zur Hälfte violett, dann weißlich
gefärbt. Meist weist die Blüte zum Schlund hin eine
feine violette Aderung auf. Auf der Unterlippe zum
Kronröhreneingang befindet sich ein gelblicher bis
cremefarbener Fleck. Der gerade, zylindrische Sporn kann
bis zu 1,5 cm lang werden. Die Samenkapsel hat
eine eiförmige bis fast kugelige Form.
 
Die
Chromosomenzahl
wird von mehreren Autoren mit 2n = 48 angegeben. Dies
weicht doch sehr stark von den anderen spanischen
Fettkrautarten ab (bis auf P. dertosensis, welche
ebenfalls 2n = 48 Chromosomen aufweist). Daher ist die
Annahme, daß die Art hybridogenen Ursprungs sein kann,
eventuell aus einer Kreuzung zwischen einer Art mit 2n =
32 (z. B. P. vallisneriifolia) und
einer Art mit 2n = 16 (welche aber in Spanien aktuell
nicht mehr existiert) und der anschließenden Verdopplung
der Chromosomen.

Die
Kultur
von P. mundi ist im Freiland wie auch in einem
Kalthaus möglich. Ein Überwintern des
Hibernakulums im Kühlschrank ist nicht unbedingt
erforderlich. Wichtig ist, dass die Winterknospen nicht
über längere Zeit bei mehr als +5 °C stehen, sonst
besteht die Gefahr, insbesondere im späten Herbst, dass
die Pflanzen wieder austreiben, was meist zum Absterben
der Pflanzen führt. Als Substrat ist nicht zwingend ein
kalkhaltiges Substrat nowendig. Die Kultur in reinem
Vermiculit zeigt auch sehr gute Ergebnisse.
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