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Pinguicula
dertosensis (Cañigueral) Mateo &
Crespo (1995)
Im
Westen
der spanischen Stadt Tortosa, im südlichen Teil der
Provinz Katalonien gelegen,erhebt sich an der westlichen
Seite des Ebro-Tals ein bis zu 1441 m hohes
Kalkstein-Gebirge, welches im Katalanischen 'El Ports'
oder 'Ports de Tortosa' bezeichnet wird. Schon 1957
beschrieb der spanische Botaniker J. Cañigueral Pflanzen
aus diesem Gebirge, die er für eine abweichende Form von
P. grandiflora hielt und bezeichnete sie als P.
grandiflora var. dertosensis. In dieser Region
sind aber eigentlich keine Sippen von P. grandiflora
bekannt, die Unterschiede zu P. grandiflora sind
auch insbesondere bei den Blüten und den nach der Blüte
gebildeten karnivoren Blättern beträchtlich. Mateo und
Crespo ordneten 1995 in ihrer Betrachtung der Sippen aus
den Ports de Tortosa eigenständige Art unter der
Bezeichnung P. dertosensis ein.
In
Cañiguerals
Beschreibung aus den 1950er Jahren sind mehrere
Standorte in dem Gebirge zwischen 300 und 600 m ü.
M. angegeben, allerdings sind mittlerweile auch
Standorte bis 1000 m ü. M. bekannt. Ein Standort ist die
Caramella-Schlucht südöstlich des Monte Caro, der mit
1441 m ü. M. höchsten Erhebung der Ports de Tortosa. Das
typische Habitat sind fast vertikale Hänge aus
verwittertem Kalkstein, die durch das ständige
Überrrieseln der Stellen mit Wasser eine dünne
Bodenschicht aus Kalksand gebildet haben, die von Algen
Moos und Gräsern zusammengehalten wird. Die
Pflanzen werden ständig mit Wasser umspült. Pflanzen
einer etwas höher gelegenen Population nahe dem
Wasserfall des Barranc de la Caramella
wachsen selbst direkt im Wasser. In den trockeneren
Sommermonaten stehen die Pflanzen dann in etwas weniger
nassem Substrat. Es gibt aber auch Populationen, die
direkt auf Kalkfelsen oder in einer Moosschicht auf
Kalkfelsen wachsen, wie beispielsweise bei der Cova
Avellanes (Avellanes-Höhle).
Ob
es
sich bei dieser Art um einen temperiert-heteropyhllen
(nur ein Typ von karnivoren Blättern) handelt oder od
die Art zum temperiert-anisophyllen Wuchstyp mit zwei
verschiedenen karnivoren Blatttypen gehört, ist nicht so
ganz eindeutig zu klären. Während Crespo et al. in ihrer
Publikation in 2020 P. dertosensis dem
temperiert-heterophyllen Wuchstyp zuschreiben, tendiere
ich selbst mehr zum temperiert-anisophyllen Wuchstyp,
wobei der Übergang zwischen den beiden Blatttypen
fließend zu sein scheint und je nach Standort die
Unterschiede zwischen den Blatttypen mehr oder weniger
stark ausgeprägt sind.
Nach dem Überwintern mittels eines Hibernaculums
bilden die Pflanzen Mitte März die ersten karnivoren
Blätter aus. Die Frühjahrsblätter, die bis zur Blüte
gebildet werden, sind länglich-verkehrt eiförmig bis
elliptisch-verkehrt eiförmig und 3 bis 5 cm lang und
1,5 bis 2,5 cm breit. Das Blattende ist leicht spitz
zulaufend. Der Blattrand ist nach oben gebogen und die
Oberseite der Blätter ist dicht mit gestielten und
sitzenden Drüsenhaaren besetzt. Die Blätter ab Beginn
der Blüte sind mit 4 bis 10 cm länger, variieren in
der Form von elliptisch-verkehrt eiförmig bis länglich
elliptisch. Der Blattrand ist fast gar nicht bis nur
leicht nach oben gebogen. Die Blattfarbe ist meist
hellgrün, manchmal aber auch rötlich-braun. Bereits
Anfang Juli bilden die ersten Pflanzen schon wieder
ein Hibernaculum aus, auch wenn die karnivoren Blätter
noch einige Wochen grün und aktiv bleiben und Insekten
fangen und so der Pflanze noch zusätzliche Nährstoffe
erschliessen.
Die auf den nach Südosten ausgerichteten Hängen
und Felsen vorkommenden Kolonien stehen am Vormittag
in der direkten Sonne, und so liegen die
Lufttemperaturen trotz des kühlenden Gebirgswassers
tagsüber bereits im April über 20° C warm. Daher ist
es nicht verwunderlich, dass die Blüte bereits
Anfang April beginnt und Ende Mai schon beendet ist.
Die Blüte ist in Oberlippe und Unterlippe
unterteilt. Die beiden Lappen der Oberlippe haben
eine keilförmige Form mit rundem Ende, die Lappen
der Unterlippe sind länglich-keilförmig mit rundem
Ende. Die Lappen der Unterlippe sind mit 4 bis 10 mm
mindestens doppelt so lang wie die Lappen der
Oberlippe. Die Blütenfarbe ist blaß-violett bis
purpurfarben, wobei bei den meisten Blüten die
Kronblätter an der Basis zum hin weiß gefärbt
sind. Der Eingang zur Kronröhre ist dicht mit weißen
Härchen besetzt und der Kronröhreneingang ist
dunkelviolett gefärbt. Der Sporn hat eine Länge von
bis zu 1,3 cm und ist fast gerade, das Spornende ist
manchmal zweigeteilt.
Die Art vermehrt sich entweder generativ über Samen
oder vegetativ über Tochterpflanzen, die sich im
Herbst an der Basis des Hibernaculums bilden.
Die
Kultur
von P. dertosensis ist im Freiland wie auch in
einem Gewächshaus mit Kalthausbedingungen (3-5°C über
Winter) möglich. Da die Art winterhart ist, übersteht
diese die mitteleuropäischen Winter im Freiland in der
Regel ohne Probleme. Dabei ist aber zu beachten, dass
während der Wintermonate das Hibernaculum bei Frost
aus dem Substrat gedrückt werden kann und dann frei
auf der Substratoberfläche liegt. Dies kann schnell
zum Vertrocknen des Hibernaculums führen. Bei Kultur
im Gewächshaus ist auf gute Belüftung und
luftdurchlässiges Substrat zu achten (dauerhaftes
Anstauverfahren ist nicht zu empfehlen). An den
Substrattyp scheint die Art keine großen Ansprüche zu
haben. Eine erfolgreiche Kultur in kalfreiem Substrat,
bzw. mit leicht saurem pH-Wert, ist möglich, aber auch
in reinem Vermiculit gedeihen die Pflanzen gut.
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