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Pinguicula
laxifolia
Luhrs (1995)
 
Bereits
1969
wurden im El Cielo Gebirge (Teil der Sierra Madre
Oriental) im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas
Fettkrautpflanzen gesammelt und im Herbarium der
University of Texas aufbewahrt. Bei einer intensiven
Durchsicht der Herbarbelege der University of Texas kam
der holländischen Fettkrautliebhaber Hans Luhrs zu der
Erkenntnis, dass es sich bei der Sippe aus dem El Cielo
Gebirge um eine neue Fettkrautart handelt muß und
beschrieb die Art 1995 unter dem Namen Pinguicula
laxifolia. Der Name bezieht sich auf die locker
herabhängenden Blätter der Sommerrosette.
Die Art auf wenige Standorten in den höchsten Lagen
des Gebirgszuges zwischen 1900 und 2070 m ü. M.
vorzukommen. Die Pflanzen wachsen an schattigen
Stellen auf vertikalen Kalkfelsen in einem
Pinien-Eichenmischwald. Die Pflanzen wachsen entweder
in lockeren Moospolstern oder in kleinen Spalten
der Kalkfelsen. An wenigen Stellen wächst P.
laxifolia auch zusammen mit P. esseriana,
mit denen auch gelegentlich Naturhybriden gebildet
werden. Im El Cielo Gebirge kommt als dritte
Fettkrautart auch noch P. moranensis vor, es
sind aber keine Standorte bekannt, an denen P.
moranensis zusammen mit P. laxifolia
wächst.
Die Klimabedingungen im El Cielo Gebirge sind sehr
vielfältig. Auf der Ostseite des Gebirges ist das
Klima in dem unteren und mittleren Bereich eher
tropisch und die feuchte und warme Luft aus dem Golf
von Mexico kondensiert an der Ostflanke des Gebirges,
was hohe Regenmengen zur Folge hat. Dort ist die
vorherrschende Vegetation tropisch oder ein Nebelwald.
Auf der Westseite des Gebirges herrschen eher
semiaride Bedingungen mit ausgeprägter
Wintertrockenheit und feuchteren Bedingungen im
Sommer. In den obersten Höhenlagen, in denen P.
laxifolia vorkommt, ist es zwar auch trockener
mit ausgeprägten Trockenzeiten im Winter, allerdings
ist die Umgebung auch im Winter durch die sich
kondensierende Feuchtigkeit oft durch Wolken und Nebel
gekennzeichnet, aus denen die Pflanzen zusätzliche
Feuchtigkeit erhalten. Daher kommen dort auch neben
Karnivoren noch Bromelien und Tillandsien vor. In den
Wintermonaten Januar und Februar sinken die
Temperaturen nachsts nicht selten unter den
Gefrierpunkt.
 
P.
laxifolia gehört zum tropisch-heterophyllen
Wuchstyp. Demzufolge bildet die Art zwei Formen von
Blättern aus. Während der trockenen und kühleren
Wintermonate (etwa von November bis April)
bilden die Pflanzen eine Winterrosette aus. Die
lockere Winterrosette besteht aus 20-40 sukkulenten,
nicht-karnivoren
Winterblättern, die eine spatelförmige-verkehrt
eirunden
Form aufweisen. Die Blattfarbe ist meist hellgrün oder
grün, kann aber auch mehr rosafarben sein oder die
grünen Blätter können eine rötlichbraune Aderung
aufweisen. Die Blätter werden bis zu 1,7 cm lang und
können an der breitesten Stelle bis zu 5 mm breit sein.
Die Oberseite der Winterblätter ist dicht mit weißen
Härchen besetzt, an denen wahrscheinlich in den
trockeneren Wintermonaten bei Nebel Feuchtigkeit
aus der Luft kondensiert und der Pflanze zur
zusätzlichen Wasserversorgung dient.
Ab
etwa
Mai bilden die Pflanzen die ersten Sommerblätter. Die
Sommerrosette besteht aus 5 bis 15 (20) elliptisch bis
lanzettlichen Blättern, die in der oberen
Hälfte mehr verkehrt-eiförmig sind. Die Blätter
werden 4 bis 6,5 cm lang und sind 6 bis 12 mm
breit. Die Blattspreite ist eben oder leicht nach unten
gebogen, der Blattrand weist oft eine leichte involute
Form auf. Die Blattfarbe variiert zwischen hellgrün,
dunkelgrün und rotbraut, manche Blätter habe zusätzlich
eine braunrote Aderung auf der Blattoberseite. DIe
Oberseite der Sommerblätter ist dicht mit sitzenden und
gestielten Drüsenhaaren versehen. Insbesondere, wenn die
Plfnazen an senkrechten Felsen wachsen, hängen die
Blätter meist locker nach unten.
 
P.
laxifolia blüht nur aus der Winterrosette. Die
ersten Blüten werden ab Mitte Februar gebildet und die
Blüte dauert bis in den April. Die Pflanzen in der Regel
1-3 Blütenstiele pro Jahr aus. Die Blüte ist
zweilippig. Die Blütenfarbe der Kronblätter
ist pink, magenta oder blaß violett, geht dann zum
Schlund hin unregelmäßig ins Weiße über. Während die
kleineren, breit verkehrt-eirund bis keilförmig
geformten Kronblätter eine Länge von 8-9 mm erreichen
können, sind die größeren, breit verkehrt-eiförmig bis
fast rundlichen Petalen 9-10 mm lang, wobei der
Mittellappen mit bis zu 13 mm am längsten ist. Die
breite, trichterförmige Kronröhre wird bis zu 8 mm lang,
ist erst hellgrün, dann zur Basis mehr weißlich gefärbt.
An die Kronröhre schließt sich der lange, dünne Sporn
an, der eine gelbgrüne Farbe aufweist und spitz zuläuft.
 
 
 
Die Kultur von P. laxifolia ist relativ einfach.
Während der Wintermonate sollte man die Pflanzen kühl
und relativ trocken bis leicht feucht kultivieren. Erst
mit dem Erscheinen der ersten Sommerblätter im Frühjahr
sollte man die Pflanzen feuchter halten. Im Sommer
vertragen die Pflanzen durchaus Temperaturen von >30
°C, allerdings ist eine Kultur unter mehr schattigen
Bedingungen zu empfehlen. Obwohl am Naturstandort die
Pflanzen nur bei Regen unter sehr feuchten Bedingungen
wachsen, vertragen die Pflanzen in Kultur aber durchaus
naße Substratbedingungen. Man sollte aber darauf achten
ein luftdurchläßiges Substrat zu verwenden, damit die
Wurzeln ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Die
Kultur in reinem Vermiculit oder einem
Vermiculit-Bimsgemisch hat sehr gute Kulturerfolge
gezeigt. Da sich die Pflanzen gerne teilen, kann man im
Winter die Pflanzen gut vereinzeln.
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