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Pinguicula
rectifolia
Speta & Fuchs (1989)
Der Österreicher S. Schatzl sammelte in der Nähe des
Staudamms Morelos im Tal des Rio Balsas im Bundesstaat
Oaxaca, Distrikt Juxtlahuaca, nordwestlich des Ortes
Putla de Guerrero Fettkraut-Pflanzen, die er dann an den
Botanischen Garten Linz in Österreich schickte. Anhand
des kultivierten Pflanzenmaterials beschrieben dann die
beiden Botaniker Franz Speta und Franz Fuchs die
Pflanzen als neue Art unter dem Namen Pinguicula
rectifolia. Der Name der Art bezieht sich auf die
(angeblich) aufrechte Blattstellung der Sommerblätter
(lat.: rectifolia = aufrechte Blätter).
Taxonomisch gehört die Art aufgrund der Blütenmerkmale
in die Sektion Orcheosanthus. Leider lassen sich
die Standortangaben der Typuspflanzen nicht ganz
nachvollziehen. Es gibt aber eine Sippe, die weiter
nordöstlich im Distrikt Huajuapan de León, im Cañón El
Boquerón, nahe des Ortes Santo Domingo Tonalá vorkommt
und ebenfalls der Beschreibung von Speta & Fuchs
entsprechen.
Die
Sommerrosette
von P. rectifolia besteht aus bis zu 15
breitlanzettlichen Blättern, die 6-7 cm lang werden
können. Eines der typischen Merkmale dieser Art sollen
die im ober Drittel aufgerichteten Sommerblätter sein.
Allerdings läßt sich dies weder am Naturstandort noch in
Kultur bei allen Pflanzen beobachten. Die Blätter sind
hellgrün, bei Sonneneinstrahlung auch leicht rötlich
überhaucht. Die Winterrosette besteht aus 30 bis 40
lanzettförmigen nicht-karnivoren Blättern, die hellgrün
gefärbt sind und leicht spitz zulaufen.
Die
Blüte
besteht aus einem zweilippigen hellgrünen Kelch mit etwa
3-4 mm langen, spitz zulaufenden Kelchblättern, die
dicht mit kurzgestielten Drüsenhaaren besetzt sind, und
einer zweilippigen Blütenkrone. Die einzelnen Loben sind
in etwa gleich groß (2,5-3 cm lang und 6-7 mm breit),
abgestutzt und der Rand der Blütenblätter ist oft
wellig. Nur der Mittellappen ist mit 1 cm etwas breiter.
Die Blütenfarbe variiert von rosa-violett bis
dunkelviolett, wobei die einzelnen Loben von etwas
dunkleren Adern durchzogen sein können. Zum Schlund hin
befindet sich auf dem Mittellappen eine längliche weiße
Zunge, die zum Kronröhreneingang in eine gelb-grüne
Farbe übergeht (welches ein weiteres
Unterscheidungsmerkmal zu anderen Arten der Orcheosanthus-Gruppe
darstellen
soll). Die Unterseite der Blütenblätter ist hellviolett
gefärbt und zum Schlund hin mit kurzen Drüsenhaaren
versehen. Die Kronröhre ist mit 4-5 mm recht kurz, der
Sporn ist bräunlich-violett gefärbt und etwa 2,5-3 cm
lang und mit Drüsenhaaren besetzt. Die Narbe hat eine
dunkelviolette Farbe und die beiden unter der Narbe
liegenden Filamente sind weißlich und leicht gekrümmt.
Der
mexikanische
Botaniker Sergio Zamudio hält P. rectifolia für
ein Synonym von P. moranensis var. moranensis.
Die Autoren der Erstbeschreibung behaupten, daß P.
rectifolia ausschließlich grün gefärbte Blätter
besitzt und dieses Merkmal bei keiner Sippe von P.
moranensis zutreffen würde. Eigene Beobachtungen
widersprechen dieser Behauptung, da erstens die
Sommerblätter von P. rectifolia bei
Sonneneinstrahlung ebenfalls eine leicht rötliche Farbe
besitzen und es zweitens durchaus Pflanzen von P.
moranensis gibt, die eine ausschließliche
Grünfärbung der Blätter aufweisen. Die Behauptung P.
moranensis-Sippen würden ausschließlich flach an
den Boden anliegende Winterrosetten bilden, ist
ebenfalls nicht korrekt, denn es gibt sogar P.
moranensis-Sippen, welche ein fast zwiebelförmiges
Aussehen der Winterrosetten haben (P. moranensis var.
neovolcanica).
Die Kultur von P. rectifolia ist recht
unkompliziert. Die Pflanzen lassen sich gut das ganze
Jahr über feucht kultivieren, während in der Zeit, in
denen sich die Pflanzen in Winterrosette
befinden, man die Wassergaben stark reduzieren
kann (auch wenn es am Naturstandort das ganze Jahr
über feucht zu sein scheint). An das Substrat stellen
die Pflanzen wenig Ansprüche. Die Pflanzen wachsen gut
in organischem Substrat, zeigen aber die gleichen
Kulturerfolge in anderen Kulturmedien, wie z.B.
Vermiculit.
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