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Pinguicula
nahuelbutensis
Gluch (2017)

In
der
Vergangenheit wurden die Fettkrautsippen, die in den
Höhenlagen der Cordillera de Nahuelbuta (einem
isolierten Küstengebirge in Chile südlich der Stadt
Concepción) auf etwa 1150-1250 m ü. M. vorkommen, immer
für P. chilensis gehalten. Aufgrund abweichender
morphologischer Merkmale und dem von P. chilensis
(die Populationen aus den Anden sind jetzt als P. australandina beschrieben)
sehr unterschiedlichen Habitat, habe ich die Sippen 2017
als eigenständige Art unter der Bezeichnung Pinguicula
nahuelbutensis beschrieben (Revision of Pinguicula
(Lentibulariaceae) in Chile and Argentina. Carnivorous
Plant Newsletter, 46 (4), 121-131). Der Name der Art
bezieht auf das Nahuelbuta-Gebirge, in dem die Art
endemisch zu sein scheint.
Die Art wächst in organischem Substrat entweder an
schattigen, feuchten Stellen oberhalb von austretendem
Quellwasser in waldigen Gebieten (dominiert durch die
Südbuchenarten Nothofagus dombeyi und Nothofagus
pumilio) oder im Randbereich eines sumpfigen
Plateaus an nassen bzw. nur leicht feuchten Stellen am
Rand von kleinen Bächen umgeben von Araucaria
auracana. Bedingt durch die Nähe zum Pazifischen
Ozean liegen die Jahresniederschläge im Bereich von
1300 bis 1500 mm. In den dortigen Wintermonaten (Juni
bis August) liegt des öfteren bis zu 1 m Schnee
und die Temperaturen fallen dann oft unter den
Gefrierpunkt. Da die Pflanzen keine Hibernakeln
ausbilden, überleben die Pflanzen die kalten
Wintermonate mit der normalen Blattrosette.
Allerdings ist im Winter und Frühjahr die Blattrosette
kleiner und kompakter als im Sommer. Im Sommer steigen
die Temperaturen bedingt durch die kühlen Winde des
Pazifischen Ozeans selten über 20 °C.
 

P.
nahuelbutensis gehört zum tropisch-homophyllen
Wuchstyp. Dies bedeutet, dass die Pflanzen das ganze
Jahr nur eine Blattform ausbilden, wobei die
Rosetten im Sommer etws größer sind als im Winter. Die
Blattrosette besteht aus 5 bis 8 eiförmig bis
verkehrt-eiförmigen Blättern, die sich an der Blattbasis
verjüngen. Die bis zu 2,2 cm (selten 3 cm) langen und
bis zu 1,2 cm breiten Blätter weisen in den beiden
oberen Dritteln des Blattes einen nach oben gebogenen
Blattrand auf, das Blattende läuft stumpf bis spitz zu.
In den Wintermonaten und im Frühjahr sind die
Blattränder stärker nach oben gebogen. Die Blattfarbe
variiert zwischen grün, gelblich und rotbraun, abhängig
von der Sonneneinstrahlung. Die Mittelrippe der Blätter
ist auf der Oberseite oft bräunlich bis fast schwarz
gefärbt und auf der Ober- wie auf der Unterseite kann
man oft eine rotbraune Aderung finden. Die Oberseite der
Blätter ist dicht mit sitzenden und gestielten
Drüsenhaaren bedeckt, wobei die schmalere Blattbasis auf
der die Oberseite nur mit weißen Härchen ohne
Drüsenhaare besetzt ist.
 
 
Am
Naturstandort
blüht P. nahuelbutensis im dortigen Sommer von
Dezember bis Anfang Februar. Es werden 2 bis 4
Blütenstiele (selten 5) ausgebildet. Eine Besonderheit
der Art ist der sehr kurze Blütenstiel, der nur 0,5 bis
1 cm lang wird (nur selten länger) und sich auch während
der Samenreife kaum in der Länge verändert. Die grün
oder grünbraunen Blütenstiele sind dicht mit gestielten
Drüsenhaaren besetzt. Der Blütenkelch ist zweilippig,
grün oder rötlich-braun gefärbt, die Kelchblätter sind
meist komplett geteilt oder nur leicht an der Basis
miteinander verwachsen. Die Kronblätter der Blüte
variieren zwischen gleich großen Kronblättern und etwas
größerer Unterlippe im Vergleich zur Oberlippe.
Während die
keilförmig bis verkehrt-eirunden Petalen
der
Oberlippe 3 bis 5 mm lang werden können, sind die
Petalen der Unterlippe 3-6 cm lang. Das Ende der
Kronblätter ist bis zu 1 mm eingekerbt. An der Basis auf
der Oberseite des Mittellappens der Unterlippe befindet
sich ein zweihöckriger, gelb gefärbter Gaumen, der
spärlich mit gelben Härchen besetzt ist. Hinter dem
Gaumen befinden sich 3 Reihen von weißen bis gelblichen
Härchen, die sich in die Krönröhre fortsetzen. Auch an
den Innenseiten der Kronröhrenwände befinden sich weiße
Härchen. Die Kronröhre ist konisch bis trichterförmig,
an der Bauchseite etwas eingedrückt, weiß-gelblich bis
blaßviolett gefärbt und wird 3 bis 5 mm lang. Die
Kronröhre ist mit mehr oder weniger intensiv gefärbten
violetten, parallel verlaufenden Adern durchzogen, die
sich auch im Sporn fortsetzen. Auch an der Blattbasis
der Kelchblätter sind oft auf der Ober- wie auf der
Unterseite violette Adern vorhanden. Der gelb bis
gelbgrüne, leicht konisch zulaufende Sporn wird 1 bis
2,5 mm lang und ist am Ende abgerundet oder leicht spitz
zulaufend. Wie auch von P. antarctica bekannt, bilden
die Pflanzen manchmal Stolonen aus, an deren Spitze sich
Jungflanzen bilden. Die Pflanzen entfernen sich dann
durch das Wachstum des Stolons von der Mutterpflanze,
bilden dann Wurzeln und trennen sich schließlich von der
Mutterpflanze.
 
 

Die Kultur von P. nahuelbutensis ist während der
Sommermonate recht unkompliziert. Während der
Wintermonate neigen die Pflanzen bei kühlen und feuchten
Bedingungen oft zu Botrytisbefall, insbesondere bei
wenig Luftzirkulation. Sehr gute Kulturergebnisse
ergaben Bedingungen mit feuchtem Substrat und häufigem
Benebeln (z.B. mit Ultraschallvernebler). Unter diesen
Bedingungen trat eher selten Pilzbefall auf. Im Sommer
sollte man Temperaturen >30 °C vermeiden, leichten
Frost vertragen die Pflanzen im Winter ohne
Probleme, die Kultur bei 5-10 °C ist aber ebenso
problemlos möglich. Beim Substrat sollte man eher
ein luftdurchlässiges Substrat bevorzugen, allerdings
lassen sich die Pflanzen in reinem Torf auch gut
kultivieren. Dabei sollte man aber unbedingt auf gute
Luftzirkulation achten.
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