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Pinguicula
vallisneriifolia
Webb (1853)
 
Im
südlichen
Spanien wurde bereits 1853 vom englischen Botaniker und
Geologen Philip Barker Webb eine Fettkrautart
beschrieben, welche aufgrund der Ähnlichkeit der Blätter
mit Wasserpflanzen von Vallisneria
(Wasserschraube) den Namen P. vallisneriifolia
erhielt. Neben dem Hauptverbreitungsgebiet der Art in
der Sierra de Cazorla, der Sierra Segura sowie der
Sierra las Villas (Provinz Jaén), wurde P.
vallisneriifolia auch an einem Standort in der der
Sierra de Cázula (Provinz Granada) sowie an 2 Standorten
(u. a. in den Port de Tous) in der Provinz Valencia
gefunden. P. vallisneriifolia wächst in einer
Höhe zwischen 130 und 1700 m ü. M. auf senkrechten
Kalkfelsen (selten auch in feuchten Hängen zwischen
Grasbewuchs). Dabei kommen die Pflanzen nur an den
Stellen vor, wo die Felsen ständig von aus dem
Felsen tretendem oder an den Felsen herabfließenden
Wasser überrieselt werden. Die Pflanzen selbst finden
ihren Halt in einer auf dem Felsen wachsenden
Schicht aus Algen und feinem Kalksand, manchmal wachsen
Pflanzen auch in Moospolstern. Hierbei werden die
Wurzeln durch frisches, sauerstoffreiches (und kühles!)
Wasser unter der Algenschicht ständig umspült. Die
meisten Standorte liegen an schattigen Stellen, wo die
Pflanzen nur selten in direktem Sonnenlicht stehen.

P.
vallisneriifolia gehört zum temperiert-anisophilen
Wuchstyp. Neben den Blättern des Hibernaculums
oder (mit dem die Pflanze die kalten Wintermonate
übersteht), bildet die Art im Frühjahr zuerst eine
generative Blattrosette, die dann von einer vegetativen
Blattrosette mit sehr langen bandförmigen Blättern
abgelöst wird.
Anfang April treiben aus dem Hibernaculum die ersten
neuen Blätter aus. Die Blätter dieser generativen
Blattrosette sind elliptisch bis länglich
verkehrt-eirund, etwa 5 bis 8 cm lang und 2 bis 2,5 cm
breit mit leicht zulaufender Spitze. Der Blattrand ist
in der oberen Blatthälfte leicht nach oben gerollt.
Dieser Blatttyp ähnelt sehr dem von P. grandiflora.
Die Blätter der vegetativen Rosette (die ihrer größte
Länge zum Zeitpunkt der Samenreifung haben) sind
schmal und bandförmig, 10 bis 30 cm lang und 0,7 bis 2
cm breit, und zählen zu den längsten in der Gattung Pinguicula.
Der Blattrand ist im oberen Bereich meist leicht nach
unten gerollt. Eine Besonderheit bei P.
vallisneriifolia ist, daß sich nicht nur
Drüsenhaare auf der Blattoberseite, sondern auch auf
der Blattunterseite befinden, bevorzugt auf der
Mittelrippe.
P.
vallisneriifolia blüht von Ende April bis
Anfang Juli. Dabei bilden die Pflanzen 1 bis 5 Blüten
aus, sehr selten können es sogar 10 Blüten pro Pflanze
sein. Die Blütenstiele können 7 bis 15 cm lang
werden. Die Blütenkorolle ist deutlich in Ober- und
Unterlippe unterteilt. Die Blütenfarbe variiert von
violett bis rosa, seltener kommen auch fast rein weiße
Blüten vor. Die Kronblätter können eine länglich
bis verkehrt-eirunde Form aufweisen und erreichen eine
Länge von bis zu 1,3 cm. Meist überlappen sich die
Petalen leicht. Der pfriemlich bis zylindrisch geformte
und spitz zulaufende Sporn ist mit bis zu 2 cm sehr
lang. Die Samenkapsel hat eine kugelige Form.
Die
Vermehrung
der Pflanzen kann entweder generativ über Samen oder
auch vegetativ über Tochterhibernakeln, die sich im
Herbst an der Basis der Mutterpflanze bilden, erfolgen.
Eine weitere Besonderheit von P. vallisneriifolia
ist die Bildung von Stolonen, mit denen die
Tochterhibernakeln sich im Frühjahr von der
Mutterpflanze entfernen und die Jungpflanzen dann an
anderer Stelle wurzeln und sich dann von der
Mutterpflanze trennen. Dieses Phänomen ist bei Fettkraut
nur noch bei P. orchidioides aus Mexiko, bei P.
jarmilae aus Bolivien, bei P. nahuelbutensis aus Chile
sowie bei P. antarctica aus dem
südlichen Teil Südamerikas bekannt.
Eine
Kultur
von P. vallisneriifolia ist im Freiland oder
auch in einem Kalthaus möglich. Man muß das
Hibernaculum nicht unbedingt im Kühlschrank überwintern.
Wichtig ist nur, dass die Winterknospen nicht über
längere Zeit bei mehr als +5 °C stehen, sonst besteht
die Gefahr, insbesondere im frühen Winter, dass die
Pflanzen wieder austreiben, was meist zum Absterben der
Pflanzen führt. Wie bei P. alpina scheinen auch bei P.
vallisneriifolia die Wurzeln über Winter nicht
abzusterben, daher sollte man vermeiden die Wurzeln im
Winter vom Hibernaculum zu entfernen. Auch wenn P.
vallisneriifolia auf Kalkstein vorkommt, ist die
Verwendung eines kalkhaltigen Substrats nicht unbedingt
notwendig. Die Kultur in reinem Vermiculit zeigt auch
sehr gute Ergebnisse.
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