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Pinguicula
kondoi Casper (1974)
1971
sammelte
der Japaner Seiichi Osada in der Sierra Madre Oriental
im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas Pflanzen von
Fettkräutern, die den damals bekannten Arten nicht
zugeschrieben werden konnten. Nach einer Analyse des
Pflanzenmaterials durch den deutschen Botaniker S. Jost
Casper beschrieb dieser die Sippe 1974 als neue Art
unter dem Namen Pinguicula kondoi, zu Ehren des
japanischen Biologen Katsuhiko Kondo, der viele Jahre
über Insektivoren forschte. Der genaue Fundort des
Ursprungsmaterials läßt sich leider nicht mehr
rekonstruieren, mittlerweile wurde die Art aber noch an
weiteren Standorten in den Bundesstaaten Tamaulipas,
Nuevo León und San Luis Potosí gefunden. Auch bei der
Sippe, die nahe der Stadt Tula im Bundesstaat Tamaulipas
gefunden und 1991 als P. reticulata
beschrieben wurde, handelt es sich wohl um P.
kondoi.
Die Pflanzen wachsen in einem semi-ariden Klima mit
ausgeprägten Trockenzeiten während der Wintermonate
und mit feuchteren Perioden von etwa Mai bis
September. Die Vegetation besteht aus
xerophytischen Pflanzen. Neben wenigen dornigen
Büschen sind insbesondere Hechtia-Arten und
verschiedene Kakteenarten die vorherrschende
Begleitflora. P. kondoi wächst an Berghängen
die nach Norden ausgerichtet sind oder in kleinen
Schluchten, in denen sich die Feuchtigkeit länger
hält. Die Pflanzen wachsen in Spalten von Kalkfelsen
oder in Moospolstern.
P.
kondoi gehört zum tropisch-heterophyllen Wuchstyp.
In den Trockenmonaten von November bis Mai bilden die
Pflanzen eine kompakte Winterrosette aus. Diese besteht
aus 20 bis 30 spatelförmigen Winterblättern, die
teilweise karnivore Drüsenhaare, teilweise auch keine
Drüsenhaare aufweisen, und etwa 1 cm lang und etwa 0,4
cm breit werden. Die Blätter laufen leicht spitz zu und
im oberen Blattbereich ist der Rand leicht nach oben
gebogen. Die Blattfarbe variiert zwischen dunkelgrün und
rotbraun. Die Sommerrosette ist etwas offener und mehr
flach an den Boden angedrückt. Die Sommerblätter haben
eine löffelartige Form und sind mit bis zu 2 cm
Länge und mit 1 cm Breite im oberen Blattbereich größer
als die Winterblätter. Die Unterschiede zwischen Winter-
und Sommerrosette sind nicht so ausgeprägt wie bei
anderen Fettkrautarten, die in der gleichen Klimaregion
vorkommen. Oft weisen die Rosetten Blätter von
beiden Blatttypen auf.
P.
kondoi blüht ausschließlich aus der Winterrosette.
Der Blühzeitpunkt reicht von Februar bis April. Die
Pflanzen bilden 1 bis 4 Blütenstiele pro Saison aus. Der
Blütenstiel ist dicht mit Drüsenhaaren besetzt. Die
Blütenkrone ist isolob, was bedeutet, dass alle 5
Petalen die gleiche Form und Größe aufweisen. Die
Kronblätter sind keilförmig bis verkehrt-eirund, bei
manchen Blüten überlappen sich die Kronblätter auch.
Während J. Casper in seiner Artbeschreibung nur von
violett bis purpurfarbenen Blüten spricht (wobei er für
die Beschreibung nur Herbarmaterial zur Verfügung hatte
und Pflanzen nie im Habitat sehen konnte), so sind die
Blüten in Wirklichkeit weiß bis blaßviolett und mit mehr
oder weniger intensiv violett gefärbten Adern
durchzogen, die sich baumartig verzweigen, so wie in der
Beschreibung von P. reticulata erwähnt. Zum
Kronröhreneingang weisen die 3 unteren Kronblätter einen
dichten Besatz mit gelblichen Härchen auf. Die leicht
trichterförmige Kronröhre ist 0,8 bis 1 cm
lang, violett bis gelbgrün gefärbt und außen mit
Drüsenhaaren versehen. Der sich anschließende Sporn ist
3 bis 5 mm lang, dicht mit gestielten Drüsenhaaren
besetzt, grünlich bis violett gefärbt, leicht gebogen
und stumpf zulaufend.
Bei
der
Kultur von P. kondoi ist das Vorkommen in
semi-arider Klimazone mit ausgeprägten Trockenzeiten im
Winter und einer feuchteren Periode während der
Sommermonate zu berücksichtigen. Daher sollte man die
Pflanzen im Winter trocken bis leicht feucht und im
Sommer dauerhaft feucht kultivieren. Je trockener man
die Pflanzen über Winter hält, desto typischer sind die
gebildeten Winterblätter. Bei feuchter Kultur auch
während der Wintermonate sind kaum Unterschiede in der
Blattform zu beobachten. Die Kultur im Anstauverfahren
während der Sommermonate ist möglich, birgt aber das
Risiko von erhöhtem Pilzbefall. Als Substrat sollte man
offenporiges Material verwenden, damit die Wurzeln immer
gut durchlüftet werden. Kalkhaltiges Substrat ist nicht
notwendig. Die Kultur in reinem Vermiculit hat auch sehr
gute Kulturergebnisse gezeigt.
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