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P. agnata

Oliver Gluchs
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P. filifolia
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Pinguicula tejedensis Crespo, Martínez-Azorín, Alonso & Sáez (2020)



In der Vergangenheit wurden die Fettkrautsippen, die in den Höhenlagen oberhalb 1000 m in der Sierra de Tejeda und der Sierra de Almijara in der südspanischen Provinz Granada vorkommen, als zu P. dertosensis zugehörig angesehen. In 2020 beschrieb dann der spanische Botaniker Manuel Crepso zusammen mit weiteren Wissenschaftlern diese Sippen als eigenständige Art unter dem Namen Pinguicula tejedensis. Der Name der Art bezieht sich auf das Vorkommen der Art in der Sierra de Tejeda.   
Die Pflanzen wachsen fast ausschließlich an dauerhaft feuchten oder wasserüberrieselten vertikalen Marmor- oder Dolomitkalkwänden, die alle nach Norden ausgerichtet sind. Seltener kommen Pflanzen auch an feuchten Stellen auf Kalkfelsen oder in Kalksand entlang von Bächen vor. Bisher wurden Populationen dieser Art zwischen 1000 und 1800 m ü. M. gefunden.
Obwohl die Art morphologisch P. dertosensis sehr nahe steht, so kamen Crespo und Kollegen in ihren molekulargenetischen Untersuchungen zu dem Schluß, dass P. tejedensis am nächsten mit P. mundi verwandt ist und keine sehr nahen Verwandtschaftsverhältnisse zu P. dertosensis aufweist.




P. tejedensis überdauert die kalten Wintermonate in Form eines Hibernaculums. Obwohl P. tejedensis im Süden Spaniens in einem Gebirge nahe des Mittelmeers vorkommt, gibt es in den Höhenlagen des Gebirges durchaus Schnee und Frost. Erst im März/April treiben die ersten karnivoren Blätter aus. Laut den Autoren ist die Art subheterophyll, da sich die "Frühjahrsblätter" (zum Zeitpunkt der Blüte) von den "Sommerblättern" nur in der Größe unterscheiden (demzufolge würde die Art anisophylle karnivore Blätter aufweisen). Die Blattrosetten bestehen aus 4 bis 10 karnivoren Blättern, die meist flach auf dem Substrat anliegen. Die Blätter der Frühjahrsrosette sind elliptisch bis verkehrt-eirund, bis zu 2,5 cm breit und 3 bis 5 cm lang, mit leicht nach oben gebogenem Blattrand. Die Blätter der Sommerrosette sind länglich elliptisch bis verkehrt-eirund und mit 4 bis 9 cm etwas länger. Beide Blattformen sind auf der Blattoberseite dicht mit sitzenden und gestielten Drüsenhaaren besetzt. 


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Die Blühperiode von P. tejedensis erstreckt sich von Anfang Mai bis Ende Juni, vereinzelt auch noch in den Juli hinein. Dabei können 1 bis 8, selten bis zu 10 Blüten pro Pflanze ausgebildet werden, wobei der Blütenstiel eine Länge von 5 bis 10 cm erreicht und insbesondere zur Blüte hin dicht mit Drüsenhaaen besetzt sind. Die Blütenkrone ist zweilippig, wobei die beiden Kronblätter der Oberlippe 6-7 mm lang und 4-5 mm breit sind. Die Form der Kronblätter ist leicht keilförmig und diese überlappen sich selten. Die Kronblätter der Unterlippe sind deutlich größer, wobei der Mittellappen mit 9-10 mm Länge und 8 bis 10 mm Breite am größten ist. Die Kronblätter der Unterlippe können keilförmig, breit verkehrt-eiförmig bis fast rundlich sein. Die Ober- und Unterlippe bildet einen Winkel zwischen 90 und 120 Grad aus. Während die Farbe der Kronblätter der Oberlippe immer blaßviolett ist, variiert die Farbe der Kronblätter der Unterlippe von fast weiß bis blaßviolett mit violettem Rand, wobei die Basis der beiden seitlichen Kornblätter eine dunkelviolett Farbe aufweist. Auf der Oberseite sind die Kronblätter der Unterlippe dicht mit weißen Härchen besetzt und die Härchendichte nimmt zum Kronröhreneingang hin zu. Die Kronröhre ist trichterförmig und abgeflacht, die Farbe der Außenseite der Kronröhre ist zuerst dunkeviolett mit dunkelvioletten Adern und geht dann unregelmäßig ins Weiße über. An die Kronröhre schließt sich der 9 bis 14 mm lange gerade Sporn an, der hellgrün gefärbt ist. Die Spornspitze ist rundlich oder leicht eingekerbt. Die 4,5-6 mm lange und bis zu 4,5 mm breite Samenkapsel ist rundlich mit Tendenz zum verkehrt-eiförmigen.


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Bei der Kultur von P. tejedensis ist darauf zu achten, dass die Art kühl überwintert wird, daher ist die Kultur in einem Kalthaus oder im Freien zu bevorzugen. Die Pflanzen vertragen prinzipiell auch leichtere Fröste, allerdings ist ein Überwintern der Pflanzen bei Temperaturen zwischen 3 und 5° C problemlos möglich. Im Winter sollten zu starke Schwankungen zwischen Tag- und Nachttemperaturen vermieden werden, damit die Pflanzen nicht austreiben. Über Winter ist das Substrat nur wenig feucht zu halten, damit das Hibernaculum nicht anfängt zu faulen. Ein luftdurchläßiges Substrat ist zu bevorzugen, wobei sich die Art aber auch in einem organischen Substrat kultivieren läßt, allerdings ist in organischem Substrat die Gefahr von Fäulnis höher, da das Substrat die Feuchtigkeit länger hält. Auch wenn P. tejedensis auf Kalkfelsen vorkommt, ist für die Kultur ein kalkhaltiges Substrat nicht unbedingt notwendig.