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Pinguicula
spathulata Ledebour (1815)
Von
dem
deutschen Botaniker Carl Friedrich Ledebour (ab 1832 von
Ledebour) wurde 1815 anhand von Pflanzenmaterial, die er
auf einer seiner botanischen Studienreisen in Russland
fand, als neue Fettkrautart unter dem Namen Pinguicula
spathulata beschrieben. Der Name der Art bezieht
sich auf das löffelfartige Form der Sommerblätter. Lange
wurde in Publikationen für diese Art der Name P.
variegata verwendet, basierend auf der
Beschreibung von 1840 des russischen Botanikers Nikolai
Stepanovitch Turczaninov, aber der gültige Name
für diese Art ist P. spathulata, da diese
Publikation bereits 25 Jahre früher veröffentlicht wurde
und daher nur ein Synonym von P. spathulata ist.
Die Art kommt in Sphagnum-Mooren der alpinen Tundra
oberhalb der Waldgrenze und wächst von Seehöhe bis auf
2200 m ü. M. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich im
Westen etwa bis zum Fluß Amur in Sibirien und im Osten
reicht die Art bis zur Insel Sachalin nördlich von
Japan. Aufgrund der spärlichen Beschreibungen und der
wenigen Informationen zu der Art und ihrer Verbreitung
gibt es noch vielerlei unbeantwortete Fragen bezüglich
der Verwandtschaftsverhältnisse zu P. alpina, P.
algida und P. ramosa.
P.
spathulata gehört zum temperiert-heterophyllen
Wuchstyp, bildet dementsprechend nur eine Form von
Sommerblättern aus. Die Pflanzen überwintern die langen
kalten Wintermonate mittels eines Hibernaculums
(Winterknopse), das etwa 5 mm groß wird. Die
Sommerrosette besteht aus 3-7 löffel- bis herzförmigen
Blättern, die bis zu 0,7 cm lang werden. Der Blattrand
ist zur Spitze hin leicht nach oben gebogen. Typisch für
diese Art sind die am Blattstiel und am unteren Ende der
Blattspreite vorkommenden weißen Wimpern, die eine Länge
von 2 mm aufweisen. P. spathulata bildet pro
Vegetationsperiode nur ein Blütenstiel aus. Der
Blütenstiel kann bis zu 10 cm lang werden und ist dicht
mit Drüsenhaaren besetzt. Es kommt oft vor, dass am Ende
des Blütenstiels an Stelle einer Blüte nur eine
knotenartige Verdickung gebildet wird.
Die
Blüte
erstreckt sich von Juni bis Juli. Der Blütenkelch ist
etwa 3 mm groß und in Ober- und Unterlippe geteilt. Die
einzelnen Zipfel sind bis zur Hälfte miteinander
verwachsen und können in der Form variabel sein. Außen
ist der Kelch mit gestielten Drüsenhaaren besetzt. Die
Blütenkorolle besteht ebenfalls aus Ober- und
Unterlippe. Die beiden Lappen der Oberlippe sind etwa
2-3 mm lang und spatelig. Die Unterlippe ist größer,
wobei der Mittellappen deutlich breiter und länger (bis
5 mm) als die beiden Seitenlappen ist (spatelig bis
keilförmig), wobei die Seitenlappen mit dem Mittellappen
im unter Drittel verwachsen sind. Die Blütenfarbe der
Kronblätter ist weiß. Auf dem Mittellappen befindet sich
ein Gaumen mit 2 Reihen gelb-grünlicher Härchen. Zum
Schlund hin ist die Unterlippe dicht mit etwa 1 mm
langen Härchen besetzt. Die Kronröhre ist
trichterförmig, etwas länger als breit (5-6 mm lang).
Die Farbe der Kronröhre ist im oberen Teil weißlich,
geht dann zum Sporn hin in violett über. Der Sporn ist
kegelförmig und kann bis zu 5 mm lang werden. In der
Literatur ist die Farbe des Sporns mit gelb angegeben,
Klone von kultivierten Pflanzen wiesen bisher einen
hellgrünen Sporn auf.
Die Blüten von P. spathulata sind denen von
P. algida sehr ähnlich, weisen aber auch große
Ähnlichkeiten zu P. alpina und P. ramosa
auf. Aufgrund der Chromosomenzahl von P.
spathulata mit 2n=64 gibt es auch die These,
dass es sich bei P. spathulata um eine Hybride
von P. alpina (2n=32) und P. villosa
(2n=16) handeln könnte, wobei das Nicht-Auftreten von
P. spathulata in Skandinavien mit dem dort
unterschiedlichen Blühzeitpunkt der beiden Arten
begründet wird (durch die kürzere Vegetationszeit in
Sibirien überlappen sich die Blühzeitpunkte der beiden
Arten und könnten zu einer Hybridisierung geführt
haben).
Die Kultur von P. spathulata ist recht
anspruchsvoll, da am Naturstandort die
Vegetationsperiode sehr kurz und die Winterphase mit
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sehr lang ist.
Daher muss man die Pflanzen für eine längere Periode
in einem Kühlschrank überwintern oder Bedingungen
schaffen, die denen der sibirischen Tundra ähneln. Die
Kultur im Freiland unter mitteleuropäischen
Bedingungen zeigte keinen dauerhaften Erfolg.
Insbesondere im Herbst neigen die Pflanzen dazu,
wieder auszutreiben, was die Pflanzen schwächt und oft
zum Absterben führt. Torf als Kultursubstrat eignet
sich gut, aber auch eine Kultur in reinem Vermiculit
zeigte sehr gute Erfolge, allerdings muss man hier
darauf achten, dass die kleinen Winterknospen auch im
Substrat bleiben und nicht aus dem Substrat
herausgedrückt werden.
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