P. agnata

Oliver Gluchs
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Pinguicula moranensis Humboldt, Bonpland & Kunth (1817)



Von ihren Naturforschungsreisen Anfang des 19. Jahrhundert brachte der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt und der französische Naturforscher Aimé Bonpland unter anderem auch Material von Fettkrautsippen aus Mexiko mit. 1817 beschrieb dann Carl Sigismund Kunth 1817 in der gemeinsamen Publikation "Nova Genera et Species Plantarum" zwei neue Fettkrautarten aus Mexiko, wovon eine Art Pinguicula moranensis benannt wurde. Der Name der Art bezieht sich auf den Fundort des Pflanzenmaterials (nahe der Mine von Morán in der Sierra de Pachuca im mexikanischen Bundesstaat Hidalgo), obwohl aufgrund von jüngeren Studien der Holotyp im Herbarium des Pariser Naturkundemuseums eventuell gar nicht von diesem Standort stammt. P. moranensis ist die am häufgsten vorkommende Fettkrautart in Mexiko, deren Verbreitungsgebiet sich bis nach Guatemala erstreckt. Leider hat die sehr vage Artbeschreibung zu sehr viel Verwirrung geführt und es wurden im Laufe der Jahrhunderte sehr viele Sippen als neue Arten beschrieben, die sich aber letztendlich nur als Synonyme von P. moranensis herausgestellt haben.




1999 beschrieb der mexikanische Botaniker Sergio Zamudio eine neue Varietät von P. moranensis unter der Bezeichnung P. moranensis var. neovolcanica (der Name der Varietät leitet sich von dem Vorkommen ab, da Populationen dieser Varietät ausschließlich auf Böden vulkanischen Ursprungs im transversalen Vulkangürtel in Zentralmexiko vorkommen). Diese unterscheidet sich hauptsächlich durch die zwiebelförmige Winterrosette, die sich unterhalb der Bodenoberfläche befindet oder mit dem oberen Teil leicht aus dem Boden herausragt. Bei P. moranensis var. moranensis bilden die Pflanzen hingegen flach am Boden anliegende, offene Winterrosetten aus, die oberhalb der Bodenoberfläche wachsen. Die von Zamudio beschriebenen Unterscheidungsmerkmale sind allerdings nicht bei allen Sippen zutreffend, da es auch Übergangsformen gibt, daher ist die Unterteilung von P. moranensis in zwei unterschiedliche Varietäten sehr zweifelhaft.

P. moranensis kommt in sehr unterschiedlichen klimatischen Zonen vor. Diese reichen von semiariden Zonen über feuchtkühle Gebirgsnebelwälder bis hin zu feuchteren subtropischen Klimaten. Dabei scheint die Art auch bei den Temperaturen sehr anpassungsfähig zu sein und toleriert Temperaturbereiche von leichten Frost bis zu Temperaturen um 35 °C. Die Art wurde bisher in Höhen von 770 bis 3200 m über Meereshöhe gefunden. Auch die Habitate, in denen P. moranensis vorkommt, sind sehr variabel. Habitate können vertikale Kalksteinfelsen sein, wo die Pflanzen in kleinen Spalten oder Rissen wachsen. An anderen Standorten kommen Pflanzen in Moospolstern an Hängen in Pinien-Eichenwäldern vor. Eher selten wachsen Pflanzen sogar direkt auf Baumstämmen in laubabwerfenden tropischen Wäldern.



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P. moranensis gehört zum tropisch-heterophyllem Wuchstyp. In der trockeneren Periode von etwa Dezember bis Mai bilden die Pflanzen eine Winterrosette aus, die aus 25 bis 40 nicht karnivoren Blättern besteht. Die Blätter sind 1 bis 3 cm lang und 0,3 bis 1 cm an der breitesten Stelle, ihre Form spatelförmig bis verkehrt-eiförmig spatelförmig (var. moranensis) bzw., lanzettlich bis verkehrt-eiförmig lanzettlich (var. neovolcanica). Manchmal können die Winterblätter auch leicht gestielt sein. Während die Winterblätter der Sippen von P. moranensis var. moranensis komplett behaart sind und das Blattende rund oder leicht stumpf zulaufend ist, weisen die Winterblätter von  P. moranensis var. neovolcanica außer an den Blattenden keine Behaarung auf der Blattoberseite und das Blattende ist spitz.


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Etwa ab Mai, wenn die Regenfälle in den meisten Habitaten wieder signifikant zunehmen, bildet P. moranensis karnivore Sommerblätter aus. Die Sommerrosetten bestehen aus 6 bis 9, manchmal sogar 12 Blättern, die 6 bis 13 cm lang werden und 3 bis 9 cm an der breitesten Stelle sind. Die Blattform variiert zwischen rund, oval bis schmal verkehrt-eiförmig. Der Blattrand ist meist nach oben gebogen, manchmal weisen die Blätter aber auch einen nach unten gebogenen Rand auf. Die Blattfarbe ist auch sehr variabel. Es kommen Blattfarben von dunkelrot, braunrot, dunkelgrün, und gelblich-hellgrün vor, manche Blätter weisen auch eine dunklere Aderung auf. Die Oberseite der Sommerblätter ist dicht mit sitzenden und gestielten Drüsenhaaren besetzt. 


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P. moranensis blüht meist aus der Sommerrosette. Es kann aber auch vorkommen, das Blüten aus der Winterrosette gebildet werden. Es können im Schnitt 3 bis 5 Blüten pro Pflanze und Saison ausgebildet werden. Die Blütenstiele werden bis zu 20 cm lang und sind insbesondere im oberen Teil dicht mit gestielten Drüsenhaaren besetzt. Die Blütenkrone ist in eine Ober- und Unterlippe unterteilt. Die Oberlippe besteht aus 2 Kronblättern, die bis 2,3 cm lang werden und an der breitesten Stelle einen Durchmesser von bis zu 1,6 cm aufweisen. Die Form den Petalen variiert stark zwischen linealisch, länglich verkehrt-eiförmig  und rundlich verkehrt-eiförmig. Die Unterlippe besteht aus 3 Petalen, die keilförmige, verkehrt-eirunde oder linealische Formen aufweisen können und sich manchmal auch leicht überlappen. Die Blattenden sind stumpf abgeflacht bis rundlich. Die Petalen der Unterlippe sind größer als die der Oberlippe und können bis 2,5 cm lang und bis zu 1,9 cm breit sein, wobei das mittlere Knronblatt immer etwas länger ist. Bei der Farbe der Petalen gibt es ein sehr großes Fabspektrum. Die Farben umfassen rein weiß, blaßviolett, dunkelviolett, rötlichviolett, lila, magenta und pink. Auf der Unterlippe des Mittellappens befindet sich in der Regel ein weißer bis weißgelblicher, mehr oder weniger stark ausgedehnter Fleck. Um den Kronröhreneingang gibt es bei vielen Blüten eine dunklere Ausfärbung der Petalenbasis. Typisch für die Art ist die sehr kurze trichterförmige Kronröhre, die eine Länge zwischen 3 und 6 mm erreicht. An die Kronröhre schließt sich der 2,5 bis 3,5 cm (manchmal sogar bis 4,4 cm) lange Sporn an, der gerade bis nach unten gebogen sein kann, und am Ende spitz zuläuft. Die Anzahl der Chromosomen beträgt 2n = 22.


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Die Kultur von P. moranensis ist recht unkompliziert. Die Art stellt keine besonderen Ansprüche an das Substrat. Grobporigeres Substrat hat allerdings den Vorteil, dass die Wurzeln immer gut mit Sauerstoff versorgt werden und es zu keiner Wurzelfäule kommt. Die Kultur in reinem Torf ist nicht zu empfehlen, da dies auch nicht dem vorkommenden Substrat am Naturstandort entspricht. Was die Feuchtigkeit des Substrats angeht, so sollte man die Anforderungen an den heterophyllen Wuchstyp beachten. Von Mai bis Oktober sollte das Substrat feucht gehalten werden. Anstauverfahren ist möglich, allerdings benötigen die Pflanzen nicht unbedingt so feuchte Kulturbedingungen. Ab November ist es ratsam das Substrat trockener zu halten und während der Wintermonate, in denen die Pflanzen eine Winterrosette ausgebildet haben, brauchen die Pflanzen nur wenige Wassergaben. Man kann das Substrat auch fast komplett trocken halten während der Wintermonate, soweit man die Pflanzen bei kühlen Temperaturen mit hoher Umgebungsluftfeuchtigkeit kultivert. Ansonsten sind 1 bis 2 Wassergaben pro Monat ausreichend. Ab Ende April sollte man anfangen das Substrat wieder etwas feuchter zu halten.