P. agnata

Oliver Gluchs
Welt der Fleischfressenden Pflanzen
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"Was Sie schon immer einmal über Fettkraut wissen wollten"

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P. filifolia
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Pinguicula nivalis Luhrs & Lampard (2006)





Bereits in den 1980er Jahren wurde von Alfred Lau eine Fettkrautpopulation nahe der Ortschaft General Zaragoza im mexikanischen Bundesstaat Nuevo León gefunden, die nicht mit den damals bekannten Arten übereinstimmte. 2006 wurde die Sippe dann unter dem Namen Pinguicula nivalis von den beiden Hobbybotanikern Hans Luhrs und Stan Lampard als neue Art beschrieben. Der Name bezieht sich auf die schneeweiße Farbe der Kronblätter der Blüte.
Die Art ist bisher nur von einem Standort bekannt, mit hoher Wahrscheinlichkeit sind aber noch andere Populationen in den verbreiteten Gipshügeln der Region zu finden. Die Pflanzen wachsen in etwa 1450 m ü. M. auf nördlich bis nordwestlich ausgerichtenten, fast vertikalen Gipswänden, welche die meiste Beschattung bieten. Die Vegetation ist durch xerophytische Pflanzenarten geprägt, insbesondere Dornenbüschen, Agaven, Hechtien und Kakteen. Auch hier ist das Vorkommen von Selaginella cuspidata ein guter Indikator für etwas höhere Feuchtigkeit, in deren Nähe sich dann meist auch Pflanzen von P. nivalis finden lassen. Das vorherrschende Klima ist ein semi-arides Steppenklima mit einer Gesamtjahresregenmenge von 550 bis 600 mm, welches gekennzeichnet ist durch sehr trockene Winter und heiße Sommer mit regelmäßigen Regenfällen. Allerdings können die Pflanzen zusätzlich im Winter in den kühlen Nächten den sich bildenden Tau oder Nebel über ihre Behaarung aufnehmen. Auch das Gipssubstrat bindet Feuchtigkeit aus der Luft. 




P. nivalis ist eine tropisch-heterophylle Art mit nicht karnivoren Winterblättern und karnivoren Sommerblättern. Die Winterrosetten bestehen aus 10 bis 20 sukkulenten, verkehrt-eirunden, 4 bis 6 mm langen und 1 bis 3 mm breiten, olivgrün bis rotbraun gefärbten Blättern. Die Oberseite der Blätter weisen eine dichte Behaarung mit langen, weißen Härchen auf. Die Behaarung schützt die Pflanzen nicht nur gegen Insektenfraß, sondern dient auch zur Wasserversorgung in den Wintermonaten, da sich in kühlen Nächten Nebel bildet und die Feuchtigkeit an den Härchen kondensiert und die Wassertröpfchen über die Blätter aufgenommen werden können. 


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Die Sommerrosette besteht aus 8 bis 15 Sommerblättern, die olivgrün, rotbraun oder rötlich gefärbt sein können. Der Blattstiel ist sukkulent und auf der Oberseite mit weißen Härchen besetzt. Die Blattspreite ist eiförmig mit leicht zulaufender Spitze, der Blattrand ist nach oben gebogen und die Oberseite ist dicht mit sitzenden und gestielten Drüsenhaaren besetzt. 


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P. nivalis blüht nur aus der Winterrosette. Der Blühzeitraum erstreckt sich am Naturstandort von Februar bis März. Pro Blühperiode werden 1 bis 3 Blüten ausgebildet, die sich an aufrechten, rötlich bis rotbraun gefärbten, kahlen, bis 6 cm langen Blütenstielen befinden. Die Blütenkrone ist zweilippig. Die beiden weiß gefärbten Petalen der Oberlippe sind sehr viel kleiner als die Petalen der Unterlippe. Sie sind rundlich bis verkehrt-eiförmig, 1 bis 3 mm lang und bis 1,5 mm an der breitesten Stelle, an der Basis miteinander verwachsen und stehen wie Scheuklappen seitlich zur Narbe (Stigma) ab. Die Unterlippe besteht aus 3 weiß gefärbten, dreieckig bis verkehrt-eirunden Petalen, wobei der Mittellappen deutlich länger (bis 10 mm) und breiter (bis 6 mm an der breitesten Stelle) ist als die Seitenlappen. Der Mittellappen weist auch eine mehr oder wenige starke Einkerbung am Petalenende auf. An der Basis des Mittellappens befindet sich ein länglicher, limettengrüner bis zitronengelber Fleck. Die Oberseite der Unterlippe ist zum Kronröhreneingang dicht mit weißen Härchen besetzt. An die kurze, glockenförmige, weiß gefärbte Kronröhre schließt sich der blaßviolett bis olivgrün-braune Sporn an, der 2,5 bis 5 mm lang ist und zur Kronröhre einen stumpfen Winkel bildet. P. nivalis ist diploid mit 2n = 22 Chromosomen.
Rein morphologisch scheint P. nivalis sehr nahe mit P. immaculata verwandt zu sein, allerdings gibt es Unterschiede bei der Blütenmorphologie und bei den Sommer- und Winterblättern. 


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Bei der Kultur von P. nivalis ist darauf zu achten, dass die Pflanzen nicht zu naß kultiviert werden, da sonst die Pflanzen faulen können. Von einer Kultur im dauerhaften Anstau ist daher eher abzuraten. Wenn die ersten Winterblätter gebildet werden, sollten man die Wassergaben stark zurückfahren. Während der Wintermonate sollte, je nach Kulturbedingungen, eine Trockenperiode eingehalten werden. Die Kultur in rein mineralischem Substrat mit gröberen Poren, die eine ausreichende Luftversorgung der Wurzeln gewährleistet, hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen.