P. agnata

Oliver Gluchs
Welt der Fleischfressenden Pflanzen
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P. filifolia
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Pinguicula mariae Casper (2009)





Alle bis in das 20. Jahrhundert gemachten Funde von Fettkräutern aus den Apuanischen Alpen wurden als P. vulgaris oder P. reichenbachiana eingestuft. Nach eingehenderen Analysen von Herbarbelegen und Untersuchungen von lebendem Pflanzenmaterial vor Ort kam der deutsche Botaniker S. Jost Casper zu dem Schluß, dass die Pflanzen keiner bis dato bekannten Art zuzuordnen waren, und er beschrieb diese 2009 als neue Art unter dem Namen Pinguicula mariae.

Die Art kommt ausschließlich in den Apuanischen Alpen vor. Bisher wurden Sippen and Standorten von 300 bis 1000 m ü. M. gefunden. Das Habitat sind vorherrschend vertikale, mit Wasser überrieselte Kalkfelsen. Manchmal wachsen die Pflanzen auch an stark abfallenden Hängen in Kalkmergelboden zusammen mit Gräsern, Frauenhaarfarn, Quirlblättrigem Johanniskraut, Kalkfelsen-Fingerkraut und Weidenblättrigem Ochsenauge zusammen.





P. mariae gehört zum temperiert-heterophyllen Wuchstyp. Demzufolge bildet die Art nur 2 Formen von Blättern aus. Während der kalten Wintermonate überdauern die Pflanzen mittels einer Winterknospe (Hibernaculum), dessen eiförmigen, spitz zulaufenden, schuppenartigen Blätter den Vegetationspunkt mit den Blüten- und Blattanlagen der Sommerblätter umschließen. Die Wurzeln sterben dabei ab und dienen den Winterknospen nur zur Verankerung im Boden, damit diese insbesondere bei Frost nicht aus dem Boden herausgedrückt werden.




Ab Mitte März (an den tiefer gelegenen Standorten), bzw. ab Anfang April treiben die ersten Sommerblätter aus. Die Sommerrosette besteht aus 4 bis 8 flach am Boden anliegenden, hellgrün bis braunrot gefärbten, länglichen bis länglich-verkehrt-eiförmigen Blättern, die 2 bis 5 cm lang werden und deren Rand nach oben gebogen ist. Die Oberseite der Sommerblätter ist dicht mit Drüsenhaaren besetzt und dient zum Beutefang. 


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Nach Ausbildung der ersten Sommerblätter erscheinen von Anfang April die ersten Blütenknospen. Die Blütezeit estreckt sich von April bis Mai. Die Pflanzen können bis zu 4 Blütenstiele pro Jahr bilden. Die Blüte von P. mariae ist zweilippig. Während die länglichen Petalen der Oberlippe bis zu 7,5 mm lang werden können, sind die länglich bis verkehrt-eiförmigen Petalen der Unterlippe größer, wobei der Mittellappen eine Länge von 1,6 cm, die beiden seitlichen Kronblätter eine Länge von 1,4 cm erreichen können. Die Kronblätter sind blauviolett gefärbt. Bei den meisten Blüten befindet sich auf der mittleren Petale der Unterlippe ein weißer, langezogener und tropfenförmiger Fleck. Die Oberseite der mittleren Petale der Unterlippe weist eine dichte, weiße Behaarung auf. Die Petalen der Oberlippe überlappen sich nicht, die Petalen der Unterlippe können sich hingegen leicht überlappen. Die trichterförmige Kronröhre ist mit 5 mm recht kurz, daran schließt sich der gerade bis leicht gebogene Sporn an, der bis 1,2 cm lang werden kann und weißlich bis violett gefärbt ist.



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P. mariae läßt sich im Freiland wie auch in einem Kalthaus kultivieren. Zu beachten ist, dass die Pflanzen zum Überwintern sehr kühle Temperaturen brauchen. Ein Überwintern des Hibernakulums im Kühlschrank ist nicht unbedingt erforderlich. Wichtig ist, dass die Winterknospen nicht über längere Zeit bei mehr als +5 °C stehen, sonst besteht die Gefahr, insbesondere im späten Herbst, dass die Pflanzen wieder austreiben, was meist zum Absterben der Pflanzen führt. Das Substrat muß nicht unbedingt alkalisch sein. Die Kultur in reinem Vermiculit zeigt auch sehr gute Ergebnisse.