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Pinguicula
sharpii Casper & Kondo (1977)

Im
Rahmen
mehrerer botanischer Exkursionen im mexikanischen
Bundesstaat Chiapas wurde 1972 eine Fettkrautsippe vom
US-amerikanischen Botaniker A. J. Sharp entdeckt und zur
Bestimmung an den japanischen Botaniker Katsuhiko Kondo
geschickt. Im Jahre 1977 wurden die Pflanzen dann von
Jost Casper und Katsuhiko Kondo als neue Art beschrieben
und nach dem Sammler benannt. Bisher ist nur ein
Standort auf etwa 1700 bis 1800 m ü. M. nahe dem
Dörfchen Yerbabuena (zur Gemeinde Pueblo Nuevo
Solistahuacán gehörend) bekannt. Sehr wahrscheinlich
sind die Populationen, welche in Guatemala und Belize
gefunden wurden, auch P. sharpii. Die Nachkommen
der sich in Kultur befindlichen Pflanzen stammen
ursprünglich von Samen, die K. Kondo in den 1970er
Jahren an verschiedene Fettkrautliebhaber in aller Welt
verteilt hatte.
Bei P. sharpii scheint es sich um eine
einjährige Art zu handeln. Diese gehört zum
tropisch-homophyllen Wuchstyp und bildet demzufolge nur
einen Blatttyp aus. Die Art ist mit P. lilacina
sehr nahe verwandt, wenn es sich nicht sowieso um ein
und dieselbe Art handelt.
 
Zwischen
Keimung
der Samen und der Bildung erster Blüten vergeht meist
nur 6 bis 8 Wochen. Die Blattrosette besteht aus 4 bis 8
aktiven Blättern. Dabei sind die ausgewachsenen Blätter
bis zu 2,5 cm lang und bis zu 1,7 cm breit und besitzen
eine verkehrt-eirunde Form. Die hellgrünen Blätter
haben bis zur Blattmitte einen nach oben gebogenen
Blattrand. Da die Blätter recht dünn sind, kann man an
der Blattunterseite kondensierte Wassertropfen von oben
sehen. Die Blattoberseite ist dicht mit relativ großen
meist gestielten Drüsenhaaren besetzt.
 
Je
nach
Wachstumsbedingungen bildet P. sharpii bis zu 5
Blüten aus. Die Blütenstiele sind hellgrün gefärbt,
dicht mit Drüsenhaaren besetzt und werden bis zu 9 cm
lang. Die Blütenkrone besteht aus fast gleich großen
weißen oder blaßvioletten Kronblättern. Diese sind
leicht keilförmig bis verkehrt-eirund, wobei die
Blattspitze eine rundliche bis gestutzte (truncate) Form
aufweist. Die zylinderförmige Kronröhre kann bis zu 1 cm
lang werden und ist gelblich gefärbt und wird durch
rotbraunen Streifen durchzogen. An die Kronröhre
schließt sich ein gerader, rundlich zulaufender und etwa
2 mm langer Sporn an, der meist in einem stumpfen bis
rechten Winkel zur Kronröhre steht. Auf dem Mittellappen
der Unterlippe befindet sich zum Schlundeingang ein
höckerförmiger, weißer, etwa 1 mm großer Gaumen, der
dicht mit weißen Härchen überzogen ist.
Die Kultur in torfigem Substrat oder in Sphagnum-Moos
zeigte bisher die besten Ergebnisse. Gleichzeitig
sollte auf eine hohe Luftfeuchte geachtet werden. Zu
bedenken ist auch, dass P. sharpii nach
Ausbildung mehrerer Blüten und Samen als einjährige
Art dann eingeht. Daher ist für eine dauerhafte
Etablierung der Art die Erzeugung von keimfähigen
Saatgut und deren permanente Wiederaussaat notwendig.
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