Pinguicula
jarmilae
Halda, Hertus & Malina (2007)
Noch
nicht
ganz geklärt ist der gültige Name dieser neuen Art aus
Bolivien. Mehr oder weniger zeitgleich wurde die Art von
den tschechischen Autoren unter dem Namen P.
jarmilae und in einer anderen Publikation von
einer deutschen/bolivianischen Autorengruppe als P.
chuquisacensis beschrieben. Solange hier noch
keine Klarheit herrscht, wird die Art hier P.
jarmilae genannt.
Die Art wurde bisher nur an wenigen Standorten in
den bolivianischen Anden nahe der Ortschaften Nuevo
Mundo und Villa Serrano in der Provinz Bellisario
Boeto (Departamento Chuquisaca) in Höhen von 2200 bis
2500 m ü.M. gefunden. Das Habitat von P. jarmilae
sind abfallende Sandsteinfelsen, an denen die Pflanzen
in erodiertem saurem Sandsteinsubstrat vorkommen.
Obwohl das Gebiet nur saisonale Regenzeiten aufweist,
scheinen sich die Pflanzen in der trockeneren
Jahreszeit mit Feuchtigkeit aus den häufig
vorkommenden Nebelbänken oder Wolken zu versorgen.
Trotz
des
nur teilweise feuchten Habitats bildet P. jarmilae
nur eine Blattform aus, und gehört demzufolge, wie die
meisten anderen südamerikanischen Fettkrautarten, zum
tropisch-homophyllen Wuchstyp. Die Blattrosette besteht
aus 4 bis 6 Blättern, wobei die neugebildeten Blätter
meist aufrecht stehen und erst mit der Bildung jüngerer
Blätter nach unten gedrückt werden. Die Blätter sind 6
bis 8 cm lang und können bis zu 3 cm breit sein. Der
Blattrand ist leicht nach oben gerollt, in Kultur kann
der Blattrand aber auch nach unten gebogen sein. Die
hellgrünen Blätter sind auf der Blattoberseite dicht mit
Drüsenhaaren besetzt.

P.
jarmilae bildet nicht selten bis zu 4 Blütenstiele
aus mit einer Länge des Blütenstiels von bis zu 10 cm.
Die Blüte ähnelt im Aussehen der von P. calyptrata.
Die Blütenkrone ist zweilippig. Die beiden Kronblätter
der Oberlippe sind kleiner im Vergleich zu den
Kronblättern der Unterlippe. Die weiß gefärbten Petalen
sind mehr oder weniger eingeschnitten. Die Oberseite des
Mittellappens der Unterlippe ist an der Basis zur
Kronröhre dicht mit langen weißen Härchen besetzt. Die
Kronröhre ist trichterförmig und weiß. DIe Oberseite ist
mit einer unscheinbaren, blaß hellgrünen, parallelen
Aderung durchzogen. Die Kronröhre geht an ihrem
Ende direkt in den Sporn über. Der Sporn ist 3-4 mm
lang, grün gefärbt und leicht zur Kronröhre abgeknickt.
 
Neben
der
generativen Vermehrung über Samen ist P.
jarmilae auch in der Lage sich vegetativ mittels
Stolonen zu vermehren. An den Stolonenenden wachsen
Jungpflanzen, wobei sich durch das Wachstum der Stolonen
die Jungpflanzen von der Mutterpflanze entfernen und
dann selbst Wurzeln ausbilden. Diese Art der Vermehrung
ist bei den Fettkräutern nur noch bei den Arten P.
vallisneriifolia und P. orchidioides
bekannt.
Die
Kultur
dieser Art scheint recht einfach zu sein. Die Pflanzen
stellen keine besonderen Ansprüche an Luftfeuchtigkeit
oder Boden. Die Kultur in reinem Weißtorf hat sich
bewährt, allerdings sollte die Kultur auch in anderen
organischen Substraten gut möglich sein. Leicht feuchtes
Substrat sind für das Pflanzenwachstum
ausreichend, kurzzeitige Staunässe scheint aber
keine negativen Auswirkungen auf die Wurzeln zu
haben (soweit die Wurzeln gesund sind).
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