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Pinguicula
orchidioides
De Candolle (1844)
Im
Jahr
1844 beschrieb der französisch-schweizerische Botaniker
Alphonse Pyrame de Candolle eine Fettkrautart vom Cerro
de San Felipe aus der Sierra de Oaxaca, der er aufgrund
der Ähnlichkeit der Blüte mit Orchideen den Namen Pinguicula
orchidioides gab. Mittlerweile sind weitere
Standorte in der Sierra de Oaxaca sowie aus der Sierra
Madre del Sur im Bundesstaat Guerrero bekannt. Bei den
Sippen aus der Sierra de Juárez (Teil der Sierra de
Oaxaca), die unter dem Namen P. stolonifera
beschrieben wurde, handelt es sich um keine neue Art,
sondern auch um P. orchidioides. Die Art
kommt in Höhen von 2000 bis 2500 m ü.M. in
Bergnebelwäldern an schattigen Stellen mit Hangneigung
in vorherrschend Eichen- und Pinien-Vegetation vor. Der
Boden ist sandig-lehmig bis rein lehmig.
P.
orchidioides gehört zum tropisch-heterophyllen
Wuchstyp. Während der Trockenperiode zwischen November
und Mai bilden die Pflanzen nicht-karnivore,
dickfleischige, schmale, lanzettförmige, spitz
zulaufende Winterblätter aus, bis zu 1,1 cm lang und bis
3 mm breit werden können. Die Winterrosette besteht aus
25 bis 40 Winterblättern, die kompakt gelagert eine
zwiebelartige Form besitzt und sich mehrere Zentimeter
unterhalb der Bodenoberfläche befindet. Meist ist die
Winterrosette noch von vertrockneten Sommerblättern
umhüllt, die aus dem Loch, in dem sich die Winterrosette
befindet, herausragen und teilweise zersetzt auf der
Bodenoberfläche aufliegen. Eine Besonderheit der Art
stellen die vegetativen Tochterpflanzen dar, die sich an
der Basis der Winterrosette ausbilden und sich dann
während der Feuchtperiode mittels Stolonen von der
Mutterpflanze entfernen.
 
Ab etwa Juni, wenn es am Naturstandort verstärkt zu
Regenfällen kommt, bilden die Pflanzen Sommerblätter
aus. Die Sommerrosette besteht aus 4 bis 6
Sommerblättern. Die Sommerblätter werden 4 bis 8 cm
lang, haben einen 1 bis 3 cm langen Blattstiel, der
dicht behaart ist, und eine 3 bis 5 cm lange,
elliptische bis schmal verkehrt-eiförmige Blattspreite.
Die dunkelgrünen Blätter liegen nach dem Erscheinen an
der Bodenoberfläche flach am Boden auf. Der Blattrand
der dunkelgrünen Blätter ist nach oben gebogen und auf
der Oberseite dicht mit Drüsenhaaren besetzt.
Gleichzeitig wachsen auch die Stolonen der
Tochterpflanzen und entfernen sich mehrere Zentimeter
von der Mutterpflanze weg. Dabei bilden die
Tochterpflanzen auch Sommerblätter und Wurzeln aus und
trennen sich dann von der Mutterpflanze mit Beginn der
Trockenzeit.
 

P.
orchidioides blüht nur aus der Sommerrosette. Die
Blütezeit erstreckt sich am Naturstandort von Juli bis
September. Die Pflanzen können bis zu 4 Blüten
ausbilden, deren Blütenstiele 7 bis 22 cm lang werden,
grünrötlich gefärbt sind und bis kurz vor der Blüte
keinerlei Behaarung aufweisen. Die Blütenkrone ist
zweilippig, die schmalen, elliptisch geformten und
purpurfarbenen bis violett gefärbten Blütenblätter
können bis 1,7 cm (obere Kronblätter) und 2,1 cm (untere
Kronblätter) lang werden. Typisch für die Blüte ist
auch der langestreckte weiße Fleck auf der Basis des
Mittellappens der Unterlippe. Die Kronröhre ist mit 3
bis 4 mm sehr kurz, daran schließt sich der
zylinderförmige, leicht gebogene unf violett gefärbte
Sporn an, der eine Länge von 3 cm erreichen kann.
 
Für
die
Kultur von P. orchidioides sollte man unbedingt
die Feucht- und Trockenperioden beachten. Nach
Ausbildung der Winterrosette sollte das Substrat trocken
bis wenig feucht gehalten werden, da sonst die Gefahr
besteht, dass die Winterblätter faulen. Ab Mai kann man
das Substrat dann mehr gießen, aber richtig feucht
sollte das Substrat nur nach Erscheinen der
Sommerblätter sein. Anstauverfahren im Sommer ist
möglich, allerdings nur bei Verwendung von grobporigem
Substrat, welches eine ausreichende Belüftung der
Wurzeln ermöglicht. Bei nur feuchten Bedingungen zeigten
sich aber bisher die besten Kulturerfolge. Auch wenn die
Art in eher lehmigem Boden bzw. in Moospolstern
vorkommt, stellen die Pflanzen keine besonderen
Ansprüche an das Substrat.
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