Pinguicula
crassifolia
Zamudio (1988)
Im
Jahr
1982 wurden im mexikanischen Bundesstaat Hidalgo in der
Sierra de Pachuca im Nationalpark El Chico (etwa 24 km
nordöstlich der Provinzhauptstadt Pachuca gelegen)
Fettkrautsippen gefunden, die aber zuerst
fälschlicherweise als P. macrophylla bestimmt
wurden. 1988 beschrieb der mexikanische Biologe Sergio
Zamudio die Sippen als eigenständige neue Art und nannte
sie Pinguicula crassifolia. Der Name
"crassifolia" (dt.: dickblättrig) bezieht sich auf die
dickfleischigen Winterblätter.
P.
crassifolia ist auf ein sehr begrenztes Areal im
Nationalpark El Chico beschränkt und wurde bisher nur in
Höhen zwischen 2850 und 3000 m gefunden. Das typische
Habitat besteht aus Tannenwäldern (Abies religiosa)
oder Tannen-Pinienwäldern sowie Wacholder (Juniperus
monticola) und Eibe (Taxus globosa). Die
Pflanzen wachsen dort an fast senkrechten Felsen
(Gestein ist vulkanischen Ursprungs) in Moos oder in
einer sehr dünnen Schicht aus organischem Substrat.
Bedingt durch die Höhe ist der Standort auch im Sommer
recht kühl. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei
etwa 1350 mm und die Minimaltmperaturen können in 3000 m
-5° C erreichen. An wenigen Tagen im Winter kann auch
Schnee liegen. Die Regenzeit beginnt Anfang Mai und
endet im September, manchmal auch erst im Oktober.
Während der Trockenzeit bildet sich gegen Abend oft
Nebel, der die Pflanzen mit Feuchtigkeit versorgt.
P.
crassifolia gehört zum tropisch-heterophyllen
Wuchstyp. In der Trockenzeit mit wenig Regenfällen
bildet die Art eine Winterrosette aus 40 bis 60
dickfleischigen, bis zu 1 cm langen und 6 mm breiten
spitz zulaufenden Blättern. Die Blätter haben keinerlei
karnivore Drüsenhaare.
Anfang Mai erscheinen dann die ersten Sommerblätter.
Die Sommerrosetten bestehen aus 5 bis 7 Blätttern.
Diese sind langgestielt, die Blattspreite ist
elliptisch bis verkehrt-eirund, bis zu 6-8 cm lang und
bis zu 6cm breit. Der Blattrand ist leicht nach oben
gebogen und die Blattoberseite ist dicht mit
karnivoren Drüsenhaaren besetzt. Ende August/Anfang
September bilden die Pflanzen dann wieder
Winterblätter aus.

P.
crassifolia blüht ausschließlich aus der
Winterrosette. Die Hauptblütezeit erstreckt sich von
Februar bis April. Die Pflanzen können bis zu 4 Blüten
ausbilden. Typisch für die Art ist der stark behaarte
Blütenstiel mit langen, nicht karnivoren Härchen. Die
Blüte ist zweilippig, wobei die Petalen der Oberlippe
kleiner als die der Unterlippe sind. Die Farbe der
Petalen variiert zwischen rötlich-purpurfarben bis
margenta. Die trichterförmige Kronröhre ist mit bis zu
1,5 cm recht lang. Der sich anschließende Sporn kann
eine Länge von bis zu 2,5 cm erreichen.
 
 
P.
crassifolia läßt sich recht gut in einem Kalthaus
mit Wintertemperaturen von 5 bis 10° C kultivieren. Im
Winter ist eine Kultur in fast trockenem Substrat
vorteilhaft, damit es zu keiner Wurzelfäule kommt. Im
Frühjahr kann man die Pflanzen dann wieder feuchter
kultivieren, wobei permanentes Anstauverfahren nicht
unbedingt ideal ist. An das Substrat hat P.
crassifolia keine hohen Ansprüche, aber ein
grobporigeres Substrat ist wegen der besseren
Luftversorgung der Wurzeln vorzuziehen. Gute Ergebnisse
zeigt auch die Kultur in reinem Vermiculit.
|