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Pinguicula
gracilis
Zamudio (1988)
Erste
Herbarbelege
aus den 1980er Jahren aus dem Gebirge nahe der
nordmexikanischen Stadt Monterrey wurden, sicher aus
Unkenntnis der Gattung Pinguicula, der Art P.
pumila zugeordnet. 1988 beschrieb dann der
mexikanische Botaniker Segio Zamudio die Sippe als neue
Art unter dem Namen P. gracilis. P. gracilis
gehört zum tropisch-heterophyllen Wuchstyp und bildet
demzufolge in der trockenen Winterperiode
nicht-karnivore Winterblätter und im feuchteren Sommer
karnivore Sommerblätter aus. Die Art ist bisher nur aus
dem Gebirge nahe von Monterrey im mexikanischen
Bundesstaat Nuevo León bekannt und wächst auf
vertikalen, nach Norden ausgerichteten Kalkfelsen in
Eichen- und Zypressenwäldern zwischen 1000 und 1800 m ü.
M.
Obwohl
der
Autor der Art aufgrund seiner Kulturerfahrungen Zweifel
an der Mehrjährigkeit der Art hatte, ist P. gracilis
zweifellos eine ausdauernde Art, die sich problemlos
über viele Jahre kultivieren läßt. Die Winterrosetten
bestehen aus 20 bis 30 nicht karnivoren, spatelförmigen
Blättern. Die Winterblätter sind recht klein und sind
selten länger als 1 cm. Unter feuchteren Bedingungen im
Frühjahr bildet die Pflanze karnivore Sommerblätter aus,
wobei die Sommerrosette aus 6 bis 8 aktiven Blättern
besteht. Die Sommerblätter werden mit 1 bis 1,5 cm
länger als die Winterblätter und haben eine
verkehrt-eirunde Form. Die Blattrand im oberen
Blattbereich ist nach oben gebogen und färbt sich bei
guten Lichtbedingungen rotbraun.
Die Art blüht nur aus der Winterrosette. Die
Blütezeit erstreckt sich von Dezember bis Februar, je
nach Standortbedingungen können die Pflanzen auch noch
im März blühen. Meist bildet die Pflanze 1 bis 4
Blüten aus. Der Kelch mit den Kelchblättern ist
zweilippig und rotbraun gefärbt. Auch die
Blütenkorolle ist zweilippig und bis zu 1,6 cm im
Durchmesser. Während die Petalen der Oberlippe und die
beiden seitlichen Petalen spatelförmig sind, ist
der Mittellappen der Unterlippe eher verkehrt-förmig
und an der Blattspitze leicht eingekerbt. Außerdem ist
dieser wesentlich größer. Die Farbe der Kronblätter
ist weiß, wobei die Petalenbasis mit violetten
Streifen durchzogen ist. Als weitere
Besonderheit hat der Mittellappen einen gelbgrünen
Fleck und ist auf der Blattoberseite dicht mit weißen
Härchen besetzt. Die trichterförmige Kronröhre ist
recht kurz und der 0,4 bis 0,65 cm lange,
olivgrün gefärbte Sporn bildet zur Kronröhre einen 90°
Winkel aus.
Da
die
Art in Gebieten mit ausgeprägter Wintertrockenheit
vorkommt, sollte man die Pflanzen im Winter recht
trocken kultivieren. Ab dem Frühjahr ist sind dann eher
feuchte Kulturbedingungen zu bevorzugen. Obwohl die Art
auf Kalkfelsen vorkommt, stellen die Pflanzen in Kultur
keine großen Ansprüche an das Substrat. Ein gut
luftdurchlässiges Substrat, leicht sauer oder auch
alkalisch, ist ideal. Auch die Kultur in reinem
Vermiculit funktioniert gut.
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