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Pinguicula
fiorii
Tammaro & Pace (1987)
Die
im
Jahre 1987 von den beiden italienischen Botanikern
Fernando Tammaro und Loretta Pace unter dem Namen Pinguicula
fiorii beschriebene Fettkrautart wurde bis dato
für
P. reichenbachiana gehalten. Die
Fettkrautpopulationen aus dem Maiella Massif, Teil der
italienischen Abruzzen Mittelitaliens, unterscheiden
sich aber von P. reichenbachiana in mehreren
Merkmalen (insbesondere dadurch, dass P.
reichenbachiana 2 Formen von karnivoren
Sommerblättern ausbildet). P. fiorii wurde nach
dem italienischen Arzt und Botaniker Adriano Fiori
benannt, der mehrere botanische Veröffentlichungen zur
Flora Italiens und Eritreas schrieb.
P.
fiorii
scheint im Maiella Massif endemisch zu sein. Die
Pflanzen wurden bisher zwischen 750 und 2460 m ü. M.
gefunden und kommen in Kalkboden (oft zusammen mit
Moosen) an feuchten Stellen unterhalb von Kalkfelsen
oder an nasseren Stellen zwischen Kalkfelsen oder wenig
verwittertem Kalkboden in Gebirgswiesen vor. Im
Winter sind (zumindest an den alpinen Standorten) die
Pflanzen für mehrere Monate mit Schnee bedeckt. Aber
auch an den tiefer gelegenen Standorten sind im Winter
Fröste an der Tagesordnung.
P.
fiorii
gehört zum temperiert-heterophyllen Wuchstyp. Ab
etwa September bis ins Frühjahr überdauern die Pflanzen
die kalten Wintermonate mit einer unter der
Oberfläche zurückgezogenen Winterknospe (Hibernaculum).
Im April treiben dann die ersten karnivoren
Sommerblätter aus. P. fiorii bildet nur eine
Blattform der Sommerblätter aus. Die Sommerrosetten
bestehen aus 6 bis 8 grün bis gelblich-grün gefärbten, 2
bis 3,5 cm langen länglich-eiförmigen Blättern, die an
der Spitze abgerundet sind. Der Blattrand ist nach oben
gebogen und die Blattoberseite ist dicht mit sitzenden
und gestielten Drüsenhaaren besetzt.
An
den am
tiefsten gelegenen Standorten beginnt die Blüte etwa
Anfang Mai und endet an den am höchsten gelegenen
Standorten im Juli. P. fiorii bildet 1 bis 3
Blütenstiele pro Saison aus. Diese werden 5 bis 7,5 cm
lang, sind grün gefärbt und werden zum Kelch hin leicht
grün-violett. Die Blüte ist zweilippig und
blau-violett gefärbt und die Kronblätter überlappen sich
nicht. Die Kronblätter der Oberlippe sind
länglich-spatelig oder länglich-verkehrteiförmig und 0,2
bis 0,3 cm lang. Die länglichen, leicht
verkehrteiförmigen Kronblätter der Unterlippe werden mit
0,6 bis 0,75 cm viel länger, wobei der Mittellappen am
längsten ist. Die beiden äußeren Kronblätter der
Unterlippe stehen leicht seitlich ab. Der Blattrand des
Mittellappens kann manchmal auch eine leichte Einkerbung
aufweisen. Die Oberseite der Kronblätter ist meist von
dunkleren Adern durchzogen. Die Oberseite der
Kronblätter der Unterlippe ist mit weißen Härchen
besetzt, die zum Kronröhreneingang immer dichter weden.
Die Basis des mittleren Kronblattes der Unterlippe weist
meist einen weißen Fleck auf, der sich in die Kronröhre
fortsetzt. Die breite, trichterförmige Kronröhre ist
auch blauviolett gefärbt und etwa 0,4 bis 0,5 cm lang.
Der sich anschließende Sporn hat eine längliche, leicht
trichterartige Form, ist grün-violett gefärbt (oft sind
auch parallel verlaufende Adern sichtbar) und wird 0,45
bis 0,55 cm lang (selten bis 0,75 cm). Die Samenkapsel
ist eiförmig. Die Anzahl der Chromosomen beträgt laut
jüngsten Zählungen 2n = 64.
Die
Kultur
von P. fiorii scheint in Mitteleuropa nur im
Außenbereich oder in einem Kalthaus möglich zu sein.
Nach Ausbildung der Winterknopse ist zu empfehlen, die
abgestorbenen Sommerblätter zu entfernen und das
Hibernaculum von abgestorbenem Pflanzenmaterial zu
reinigen. Da auch die Wurzeln über Winter absterben,
ist es ratsam auch die abgestorbenen Wurzeln zu
entfernen. P. fiorii braucht nicht unbedingt
alkalisches Substrat. Man sollte allerdings darauf
achten, dass das Substrat ausreichend Grobporen
aufweist, damit der Wurzelbereich mit genügend
Sauerstoff versorgt wird. Die Kultur im
Anstauverfahren während der Sommermonate ist möglich,
allerdings besteht die Gefahr, dass die Wurzeln faulen
können. Daher ist eher ein nur leicht feuchtes
Substrat zu bevorzugen. Eine Überwinterung der
Winterknospen unter 5 °C ist zu empfehlen, damit
die Pflanzen nicht zu zeitig im Frühjahr austreiben.
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