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Pinguicula
crystallina
Sibthorp (1806)
Ende
des
18. Jahrhunderts unternahm der englische Botaniker John
Sibthorp 2 botanische Exkursionen nach Griechenland,
Zypern und Kleinasien. Im Troodosgebirge auf Zypern
sammelte er unter anderem auch Fettkrautpflanzen, die
dann 1806 in der Florae Graeca unter dem Namen Pinguicula
crystallina als neue Art beschrieben wurde. Lange
Zeit hielt man P. crystallina für eine
endemische Art, welche nur im Troodosgebirge auf Zypern
vorkommt, mittlerweile sind aber auch Sippen in der
Türkei gefunden worden, die auch zu P. crystallina
gehören. Wegen der starken morphologischen Ähnlichkeiten
zu P. hirtiflora wurde P. crystallina
zusammen als eine Unterart des
crystallina/hirtiflora-Komplexes angesehen. Aufgrund
jüngerer molekulargenetischer Untersuchungen scheint P.
crystallina aber doch wieder ein eigenständiger
und von P. hirtiflora getrennter Artrang
zuzukommen.
P. crystallina kommt in Zypern auf
Serpentinstandorten vor. Sie wächst entlang von Bächen
oder Wasserfällen oder an Stellen, an denen
Quellwasser ganzjährig aus dem Serpentingestein
austritt. Da das Quellwasser meist wieder im Boden
versickert, sind die Standorte auf kleine, feuchte
Areale begrenzt. Pflanzen wachsen entweder direkt an
feuchten, vertikalen Felsen oder in Gras an mit Wasser
überrieselten Stellen.
P.
crystallina gehört zu den wenigen europäischen
Arten, die zum tropisch-homophyllen Wuchstyp gehören.
Dementsprechend bilden die Pflanzen nur eine Blattform
aus, wobei die Blätter aber während der Wintermonate
etwas kleiner sind. Die Rosette besteht aus 4 bis 8
länglich verkehrt-eirunden Blättern. Die Blätter werden
3 bis 4 cm lang. Die Mittelrippe des Blattes ist
deutlich sichtbar und oft auch rötlich gefärbt. Die
Blattfarbe variiert zwischen hellgrün und braunrot.
Die Art blüht ab Mai bis Juli. Die Pflanzen bilden 2 bis
3, seltener auch bis zu 6 Blütenstiele aus. Der
Blütenstiel ist 4 bis 8 cm lang und dicht mit
Drüsenhaaren besetzt. Die Blütenkrone ist deutlich
in eine Ober- und Unterlippe unterteilt. Im Gegensatz zu
P. hirtiflora sind die Petalen der Oberlippe viel
kleiner und keilförmig mit abgerundetem bis leicht
spitzen Ende. Die beiden Petalen sind meist nur
etwa 3 bis 4 mm lang, fast parallel zueinander
angeordnet und überlappen sich leicht. Die Kronblätter
der Unterlippe sind verkehrt-eirund und fast doppelt so
groß. Im Vergleich zu P. hirtiflora sind die
Petalen nicht ausgerandet. Die Petalen sind in der
unteren Hälfte weiß, im äußeren Bereich rosa,
blaßviolett oder bläulich gefärbt. Auf dem Mittellappen
der Unterlippe befindet sich ein Gaumen am Eingang zur
Kronröhre, der aus 2 Reihen gelber Härchen besteht. Die
Kronröhre ist zylindrisch bis trichterförmig. Die
Kronröhre ist weiß bis gelblich gefärbt und besitzt auf
der Außenseite rotbraune, parallel verlaufende Adern.
EIn weiteres Unterscheidungsmerkmal zu P. hirtiflora
ist die dunkelbraune Färbung der oberen Innenseite der
Kronröhre. An die Kronröhre schließt sich der
gelb-grünliche Sporn an, der 4 bis 7 mm lang und leicht
gebogen ist. Wie auch P. hirtiflora
besitzt P. crystallina 2n = 28 Chromosomen.
Die
Kultur
von P. crystallina ist prinzipiell nicht
schwierig. Bei Kultur in Staunässe neigt die Art zum
Abfaulen der Wurzeln und geht dann ein. Auch scheint die
Art anfälliger gegen Botrytis zu sein. Daher
sollte ein gut durchlüftetes Substrat verwendet werden.
Auch eine gute Belüftung der Pflanzen beugt Botrytis-Befall
vor. Im Winter lassen sich die Pflanzen gut in einem
Kalthaus überwintern, wobei die Art leichten Frost
verträgt, aber besser bei 5 bis 10 °C kultiviert werden
sollte. Im Sommer vertragen die Pflanzen Temperaturen
bis 30 °C gut, allerdings liegen die Temperaturen am
Naturstandort im Pflanzenbereich durch das kalte Quell-
oder Bachwasser tiefer. Die Pflanzen müssen das ganze
Jahr hindurch feucht kultiviert werden.
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