|
Pinguicula
gypsicola
Brandegee (1911)
Im
Jahre
1910 wurde von C. A. Purpus im mexikanischen Bundesstaat
San Luis Potosí in einem Gipssteinbruch mit dem Namen
'Minas de San Rafael' (östlich der Stadt San Luis
Potosí) eine Fettkrautsippe gefunden, die T. S.
Brandegee dann 1911 unter dem Namen P. gypsicola
beschrieb. Zu diesem Zeitpunkt war dies die einzig
bekannte Fettkrautart, welche auf Gipsboden vorkam. Alle
in den botanischen Gärten Europas (u.a. auch in Kew
Botanical Garden) kultivierten Pflanzen gingen auf die
1910 gesammelten Pflanzen zurück. Erst Ende der 1980er
Jahre wurde die Art an verschiedenen Stellen in Mexico
auf Gipshügeln wiedergefunden, so dass neue Klone in
Kultur genommen werden konnten.
Das
typische
Habitat von P. gypsicola sind Gipsfelsen. Die
Pflanzen wachsen entweder in Spalten direkt in
kristallinem Gips oder in leicht verwittertem
Gipssubstrat. Dabei bevorzugen die Pflanzen die nach
Norden oder Nordwesten ausgerichteten Seiten der
Gipshügel, an denen es am schattigsten ist. Manchmal
findet man auch Pflanzen in schattigen, in den Gips
eingeschnittenen Schluchten. In der Trockenzeit von
Dezember bis Juni ist das Habitat völlig ausgetrocknet,
in der regenreicheren Zeit von August bis November
fallen vereinzelt Regenfälle. Der Gips scheint
darüberhinaus noch Feuchtigkeit aus der Luft zu
speichern, welche die Pflanzen nutzen.
Die Begleitflora am Standort besteht aus
xerophytischen Büschen, diversen Hechtia-Arten,
Agave stricta, verschiedenen Kakteen-Arten
sowie Selaginella cuspidata.
P.
gypsicola bildet in der Trockenzeit eine
Winterrosette aus. Die kompakte Rosette besteht aus bis
zu 60-80 spatelförmigen, stumpf zulaufenden und nicht
karnivoren Winterblättern, die bis zu 1,5 cm lang und an
der breitesten Stelle bis zu 4 mm breit sein können. Die
Blattbasis ist mit weißen, seitlich abstehenden Härchen
besetzt.
Mit zunehmender Feuchtigkeit, ab etwa Juli, fangen
die Pflanzen an Sommerblätter zu bilden. Die
Sommerrosette kann aus bis zu 30 Blättern bestehen.
Die Sommerblätter sind zuerst nur wenige Zentimeter
lang, können dann aber im Laufe der Vegetationsperiode
bis zu 12 cm lang und an der Basis bis zu 8 mm breit
werden und weisen eine linealisch-lanzettliche
Wuchsform auf. Die Oberseite der Blätter ist dicht mit
Drüsenhaaren besetzt. Die Blattfarbe kann von grün bis
rötlich variieren.
Die
Blütezeit
von P. gypsicola dauert von Juni bis November
(je nach Wasserversorgung kann die Blüte auch später
beginnen), wobei die Blüten nach Ausbildung der ersten
Sommerblätter erscheinen. Dabei kommt es nicht selten
vor, dass die Pflanzen bis zu 10 Blüten bilden. Der
dicht mit Drüsenhaaren besetzte Blütenstiel ist recht
lang und kann bis 17 cm erreichen, die meisten
Blütenstiele werden aber eher 8 bis 12 cm lang.
Die
Blütenkrone
is violett-purpurfarben und in Ober- und Unterlippe
unterteilt. Die Kronblätter haben eine
linealisch-längliche Form. Zum Schlund hin befinden sich
auf der Oberseite der Kronblätter meist dunkelpurpurne
Flecken. Der Mittellappen der Unterlippe weist zum
Kronröhreneingang einen variabel geformten, weißen Fleck
auf. Der Durchmesser der Blüte beträgt meistens 2 bis
2,5 cm. Der Sporn ist mit 2,5 cm sehr lang.
Bei der Kultur von P. gypsicola ist zu
beachten, dass man im Sommer die Pflanzen nicht zu
feucht kultiviert, sonst kann es schnell zum Faulen
der Pflanzen kommen. Sobald die Pflanzen anfangen
Winterblätter auszubilden, sollte man das Substrat
völlig trocken halten. Das Substrat muss nicht
zwangsweise aus Gips bestehen. Die Art zeigt sich beim
Kultursubstrat sehr anpassungsfähig, wobei ein
luftdurchlässiges Substrat zu bevorzugen ist.
|