P. agnata

Oliver Gluchs
Welt der Fleischfressenden Pflanzen
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P. filifolia
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Pinguicula lilacina Schlechtendal & Chamisso (1830)





Anhand von Pflanzenmaterial, das der deutsche Naturforscher Ferdinand Deppe von einer Sammelreise 1824 aus Mexiko mitbrachte, wurde von den deutschen Botanikern Diederich Franz Leonhard von Schlechtendal und Adelbert von Chamisso 1830 eine neue Fettkrautart beschrieben. Aufgrund der (teilweise) lilafarbenen Kronblätter wurde die Art Pinguicula lilacina genannt.
Die Art kommt wahrscheinlich nur in Mexico vor, wobei Sippen in der Sierra Madre Oriental, der Sierra Madre Occidental sowie in der Sierra Madre del Sur bekannt sind. Funde von P. lilacina östlich des Isthmus sind eher zweifelhaft. Die Pflanzen wachsen vorwiegend in Eichen- und Pinienwäldern an Hängen in Moos oder an steileren Böschungen. Das Substrat ist lehmig-sandig. Die Art scheint sehr anpassungsfähig zu sein und kommt in subtropischen Klimaten genauso vor wie in Nebelwaldgebieten, in denen es im Winter auch Frost geben kann. Bisher wurden Populationen in Höhenlagen zwischen 700 und 2400 m ü.M. gefunden.




P. lilacina gehört zum tropisch-homophyllen Wuchstyp. Daher bilden die Pflanzen nur eine Form von Blättern aus. Bei ungünstigen klimatischen Bedingungen (wie z.B. Trockenheit oder Frost) sterben die Pflanzen am Standort ab und die Samen keimen erst wieder, wenn die Bedingungen wärmer oder feuchter sind. An Standorten ohne längere Trockenphasen kann die Art wahrscheinlich auch permanent vorkommen, wobei adulte Pflanzen nach einer ausgeprägten Blühphase dann irgendwann absterben und eine neue Generation über Samen entsteht. An solchen Standorten findet man alle Altersstufen von Pflanzen gleichzeitig.




Die Blattrosette besteht aus 5 bis 10 karnivoren Blättern. Je nach Alter und Umweltbedingungen kann die Blattgröße variieren. Bei günstigen Bedingungen können die Blätter eine Länge von 4,5 cm erreichen. Die Blattform ist verkehrt-eiförmig bis länglich verkehrt-eiförmig und die Blattbasis läuft keilartig zusammen. Auf der Oberseite sind die Blätter dicht mit Drüsenhaaren besetzt. Da die Blätter sehr dünn sind, sind diese durchscheinend (von oben lassen sich daher gut kondensierte Wassertropfen auf der Blattunterseite erkennen).

Über die Blütezeit gibt es sehr unterschiedliche Informationen. Es scheint aber so zu sein, dass bei günstigen Bedingungen die Pflanzen ständig blühen, bis die Pflanzen absterben. Es werden bis zu 9 Blütenstiele ausgebildet. Die hellgrün gefärbten Blütenstiele sind dicht mit Drüsenhaaren besetzt. Die Blütestiellänge variiert zwischen 5 und 15 cm.

Die Blüte von P. lilacina ist recht klein. Die Blütenkrone besteht aus 5 rundlich bis länglich verkehrt-eirunden Kronblättern, die 4 bis 6 mm lang und 2 bis 4 mm breit sind, wobei die Kronblätter der Oberlippe etwas kleiner sind als die der Unterlippe. Die Blütenfarbe variiert zwischen violett, blaßviolett, blaßlilafarben und fast weiß. Ein typisches Merkmal der Art ist der höckerförmige, weiß gefärbte Gaumen auf der Blattbasis des Mittellappens der Unterlippe. Der Gaumen ist zusätzlich noch mit weißen Härchen besetzt. Die 3 bis 5 mm lange Kronröhre ist zylindrisch. Im Innern des Tubus schließen sich an den Gaumen drei Reihen Behaarung mit weißen Härchen. Außen ist die Kronröhre gelblich, zum Sporn hin weißlich, und von braunvioletten Adern durchzogen. Der grünlich bis gelbbraun gefärbte Sporn steht in stumpfem Winkel zur Kronröhre ab und ist 2 bis 4 mm lang.



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Die Kultur von P. lilacina scheint bei höherer Umgebungsluftfeuchte am besten zu funktionieren. Eine Kultur über mehr als 12 Monate ist möglich, die Pflanzen scheinen aber nach Ausbildung von vielen Blüten spontan einzugehen. Daher müssen die Pflanzen ständig über Samen vermehrt werden, um die Art dauerhaft in Kultur zu halten. Eine Kultur in reinem Vermiculit brachte sehr gute Kulturerfolge. Selbstbefruchtung scheint bei dieser Art nicht die Regel zu sein.  In Kultur bildeten sich nur sehr wenige Samenkapseln ohne Zwangsbestäubung. Daher sollte man die Blüten vorsichtshalber mit einem Pinsel bestäuben, um Samenansatz zu gewährleisten.